[Review] Gaia – Grüne Hölle Amaray Blu-Ray
Über den Film
„The Green Inferno“ meets „Predator…“
Mit diesen reißerischen Worten wird Gaia, auf dem Backcover der Blu-Ray Amaray aus dem Hause Leonine, beworben. Allerdings hat dieser Streifen weder etwas mit Eli Roth´s Kannibalenhorror zu tun, noch mit dem Arnie-Streifen. Ein klassisches Beispiel von Etikettenschwindel zur besseren Vermarktung. Ich sehe das jedoch aus zwei Perspektiven. Auf der einen Seite muss man dem Vertreiber Leonine danken, diesen sehr speziellen Film überhaupt ins Programm aufgenommen zu haben. Andererseits bewirkt man mit diesen Vergleichen, zu inhaltlich völlig anderen Filmen, dass ein komplett falsches Bild beim Konsumenten entsteht und aufgrund dessen der Streifen unfairerweise als schlecht angesehen wird. Da ich Gaia aber als extrem starken Vertreter ansehe, will ich hier mal ein bisschen Aufklärung betreiben. Jedoch handelt es sich hierbei um alles andere als einen „normalen“ Film. Wo fange ich also an? Am besten erstmal ein paar Worte zur Grundhandlung.
Die Park Ranger Gabi (Monique Rockman) und Winston (Anthony Oseyemi) sind auf Erkundungstour durch den afrikanischen Dschungel. Dabei nutzen sie auch eine Drohne. Als Gabi mit Selbiger eine Person tief im Dschungel entdeckt, schmiert die Drohne ab. Sie und Winston teilen sich auf. Während Gabi nach der Drohne sucht, checkt Winston einige festinstallierte Kameras. Recht schnell bemerkt er, dass irgendetwas in diesem Teil des Dschungels nicht stimmt. Die ängstigenden Vorkommnisse werden immer mysteriöser…
Gabi läuft, auf der Suche nach der Drohne, in eine Falle, welche sie unangenehm am Fuß verletzt. Kräfteschwindend kann sie sich in eine Holzhütte, tief im Dschungel, retten. Dort trifft sie auf die Aussteiger Barend (Carel Nel) und Stefan (Alex van Dyk), welche ein Vater/Sohn-Gespann sind. Diese kümmern sich um Gabi´s Verletzung, sind aber ansonsten recht wortkarg. Barend hat nur wenige kryptische Anmerkungen parat, während sein Sohn scheinbar gar nichts sagt. Aber beide Männer scheinen genau zu wissen was da im Dschungel passiert. Und da sind auch noch diese ominösen Pilzsporen…
Dies passiert in den ersten rund 15 Minuten dieses knapp 100 minütigen Films und stellt das Grundgerüst der Handlung dar. Ab da an liegt es am Zuschauer den weiteren Verlauf des Streifens zu bewerten. Dabei werdet Ihr allerdings nicht komplett im Dunkeln stehen gelassen. Alles klärt sich, sofern man aufmerksam bleibt, nach und nach auf. Dennoch hallt Gaia lange nach und eine Mehrfachsichtung ist empfehlenswert, um am Ende wirklich alles (be)greifen zu können.
Aber wie lässt sich dieser Film jetzt nun beschreiben? Es sind auf jeden Fall ein paar Horror-Grundpfeiler vorhanden. Diese sind zwar nicht sehr häufig, steigern aber die Spannung. Ansonsten ist es ein eher ruhiger Streifen, welcher seine Faszination aus der Atmosphäre und der Handlung zieht. Die Story selbst verfolgt dabei mehrere Ansätze, welche aber nicht überfrachtet wirken und in meinen Augen harmonisch zusammenlaufen. Wie man bereits dem Titel entnehmen kann, spielt die Bedeutung von Gaia eine wichtige Rolle. Gaia gilt als die Göttin des Lebens, sowie des Todes. In der griechischen Mythologie ist sie die erste Göttin, welche im Grunde für unsere Welt und unsere Natur steht. In diesem Zusammenhang wird sie auch „Mutter“ genannt. Im Film selbst geht es dabei um Themen wie Wissenschaft, Glaube und religiösen Fanatismus. Außerdem durchzieht den Streifen eine konstante Kritik an den Umgang des Menschen mit der Natur. Mal subtil, mal hart und offensichtlich.
Aber selbst mit diesen Informationen werdet Ihr Gaia nicht auf Anhieb durchschauen können. Das liegt auch an der genialen Art wie dieser Film visualisiert wurde. Hier haben Kameramann Jorrie van der Walt, Cutter Leon Visser und Regisseur Jaco Bouwer wirklich ganze Arbeit geleistet. Schon in den Anfangsminuten gibt es irre Kamerafahrten, welche buchstäblich die Welt auf den Kopf stellen. Auch wird während des kompletten Films mehrfach das Bildformat geändert. Hier solltet Ihr darauf achten wann das Format sich ändert und in welcher Szene! Nebenbei wird damit auch ein Stück weit die vierte Wand durchbrochen, da direkt mit dem Sichtfeld des Zuschauers gespielt wird. Im späteren Verlauf der Handlung gibt es noch ein paar Mindfuck-Szenen, welche direkt aus Lars von Trier´s Antichrist oder Melancholia stammen könnten.
Hinzu kommt noch, dass sämtliche Darsteller super gecastet wurden, da jeder Einzelne von ihnen abliefert. Besonders hervorheben möchte ich hierbei Carel Nel, welcher ein unglaublich facettenreiches Spiel an den Tag legt. Das soll jedoch nicht die Leistungen der anderen Akteure schmälern.
Bei all dieser Audio/visuellen Wucht haben es auch eine Handvoll offensichtliche CGI-Effekte in den Film geschafft, welche mich spürbar aus der Immersion gezogen haben. Dies ist allerdings auch der einzige wirkliche Kritikpunkt den ich habe.
Bild
Das Bild weist eine ordentliche Schärfe und Farbpalette auf. Bei den vielen, wunderschönen Landschaftspanoramen könnten man meinen, dass man sich gerade eine hochwertige Naturdoku anschaut. In den zahlreichen surrealen Szenen werden Farben und Schärfe stimmig angepasst.
Ton
Auch hier wurde ordentlich geklotzt. Der Ton wurde super abgemischt. Die Klänge des Dschungels sind teilweise so klar im Ohr, dass man der Meinung sein könnte direkt dort zu sein. Auch die Musik von Pierre-Henri Wicomb tut ihr übriges. Egal ob die Szenerie gerade spannend, traurig oder grotesk ist, die musikalische Untermalung unterstreicht die jeweilige Stimmung perfekt!
Bonusmaterial
Der einzige Punkt bei dem geschludert wurde. Bis auf ein paar Trailer und eine Handvoll gelöschter Szenen ist hier nix weiter zu finden. Gerade bei einem Streifen der so eine breite Palette an Themen bietet, sind ein Making-Of, Interviews mit Cast und Crew oder zumindest ein Audiokommentar meiner Meinung nach Pflicht. Leider ist die Blu-Ray Amaray allerdings die einizge physische Edition, in der der Film zu bekommen ist. Man kann nur hoffen, dass Gaia mal irgendwann einen kleinen Kultstatus erreicht welcher dazu führt, dass mal eine Edition mit angemessenen Bonusmaterial erscheint.
Fazit
Gaia ist ein Streifen, welcher konsequent auf gängige Filmkonventionen pfeift. Die Macher hatten eine Vision und haben diese umgesetzt, ohne auf die breite Masse Rücksicht zu nehmen. Dabei werden in surrealen, philosophischen und zum Teil bizarren Szenen wichtige Fragen gestellt, welche zum Nachdenken anregen und noch lange im Oberstübchen hängen bleiben dürften. Wenn Ihr auch nur ansatzweise etwas mit dem abseitigen Kino anfangen könnt, kann ich Euch Gaia wärmstens ans Herz legen!
Oh, das scheint aber mal ein guter Tipp zu sein, danke. Sagt mir überhaupt nichts, aber kling sehr spannend:-D
Gern geschehen!
Ich denke der Film dürfte auf jeden Fall etwas für dich sein.
Über Gaia lässt es sich auch ewig lang diskutieren und philosophieren! ;)
das hört sich so an, genau mein Ding! ;-)