[Review] Split Second im wattierten Mediabook (Cover A) inklusive Blu-ray, DVD und Bonus-DVD
Das wattierte Mediabook (Cover A) wurde uns freundlicherweise von Retro Gold 63 zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf die Bewertung.
Inhalt
Der unter Panikattacken leidende Cop Harley Stone (Rutger Hauer) kommt einfach nicht zur Ruhe. Das überschwemmte London wird von einem Serien-Killer heimgesucht, welcher seinen Opfern bei lebendigem Leibe das Herz rausreißt. Stone´s Partner ist diesem Irren auch schon zum Opfer gefallen, weswegen es für den depressiven Cop auch eine persönliche Angelegenheit ist. Tabak, Schokolade, viel Kaffee und das Verlangen nach Rache halten ihn noch am Leben. Unterstützung erhält Stone von seinem neuen Partner Dick Durkin (Alastair Duncan). Diese ist auch bitter nötig, denn der mysteriöse Killer hat sich schon sein nächstes Opfer ausgesucht. Stone´s Freundin Michelle (Kim Cattrall)…
Zum Film
Meine erste Berührung mit Split Second war eher zufällig. Vor einigen Jahren war ich auf der Suche nach einer DVD von Made Of Steel mit Charlie Sheen. An einem Grabbeltisch wurde ich in Form von der „Extreme Action Collection“ fündig. Außerdem in dieser Box enthalten waren der Dolph Lundgren Actioner Cover Up, sowie der mir damals völlig unbekannte Split Second. Diesen habe ich naserümpfend zur Kenntnis genommen. Auf die anderen beiden Filme habe ich mich mehr gefreut. Die Biker-Action mit Charlie Sheen fande ich letzten Endes ganz unterhaltsam. Cover Up ist in meinen Augen eine richtige Gurke. Enttäuschung machte sich breit, aber ein Film war ja noch offen. Lange Rede, kurzer Sinn, Split Second war für mich eine richtige Entdeckung! Er hat mich super unterhalten und ich habe ihn positiv im Hinterkopf abgespeichert. Entsprechend gespannt war ich, wie der Film heute (etwa 15 Jahre später) auf mich wirkt.
Soviel vorweg, ich mag diese kleine B-Produktion immernoch. Dabei ist der Film von den Kritikern regelrecht zerissen worden. Bei uns in Deutschland gab es nicht mal einen Kino-Release. Grob zusammengefasst war immer von einem „dummen Horrorfilm“ die Rede, welcher „dreist von großen Vorbildern klaut“. Aber trifft das zu? Von mir ein ganz klares „JA“. Wirklich clever ist die Handlung nicht. Bisweilen ist sie sogar richtig bescheuert! Und ja, es sind etliche andere Filme in Split Second zu erkennen. Das Setting erinnert mitunter an Blade Runner. Außerdem gibt es noch eine Prise Predator, sowie einige Referenzen an das 80er/90er Jahre Buddymovie-Genre. Des öfteren fühlte ich mich beispielsweise an den Lundgren Klassiker Dark Angel erinnert. Einige prägnante Szenen wurden sogar direkt aus Horrorklassikern wie Psycho oder A Nightmare On Elm Street „geliehen“.
Aber ist das wirklich so schlimm anzuschauen? Von mir ein ganz klares „NEIN“. Viele Kritiker scheinen in meinen Augen den Streifen zu ernst genommen zu haben. Wenn man sich Split Second aber als das anschaut was er sein möchte (nämlich ein filmzitatreicher Edeltrash), dann hat man sehr viel Spaß damit. Der Film gibt nie vor besonders clever zu sein, oder das Rad neu zu erfinden. Er will einfach nur unterhalten und ist, in Anbetracht des Budgets von rund 7 Millionen Dollar, auch sehr gut gemacht. Das überschwemmte London der nahen Zukunft (damals 2008 (der Film ist von 1992)) wurde, vom Kameramann Clive Tickner, sehr atmosphärisch eingefangen. Ständiger Regen und Neonlichter sorgen für ordentlich Flair. Die detailverliebten Sets, wie Stone´s Bude, zugemüllte Straßen oder ein verlassenes U-Bahn Tunnelsystem, reihen sich gekonnt mit ein. Auch die handgemachten Spezialeffekte können durchweg überzeugen. Die Musik von Francis Haines und Stephen Parsons unterstreicht das Szenario perfekt. Rutger Hauer hat schon bessere Leistungen gezeigt, aber selbst wenn seine Spiellaune bei lediglich 50% liegt, strahlt er noch genug Charisma aus, was für diesen Streifen völlig ausreichend ist. Außerdem harmoniert er super mit seinem Sidekick Alastair Duncan. Über den ganzen Film foppen sich die Beiden bis die Schwarte kracht. Kim Cattrall als Love Interest bleibt ebenfalls positiv im Gedächtnis. Und spätestens ab ca. der Hälfte, des etwa anderthalbstündigen Films, sollte jedem klar sein, wie man Split Second werten sollte. Denn hier wird die Identität des Killers preisgegeben. Und diese Wendung, des bis dahin an einen Serienkiller-Thriller erinnernden Streifens, kann man getrost als „weirden“ Gamechanger bezeichnen. Wenn man sich das Cover anschaut wird man es schon wissen, dennoch werde ich nicht weiter spoilern. Gegen Ende wird dann noch ein völlig wirres Motiv zum Besten gegeben, was die ganze Absurdität von Split Second unterstreicht. Auch Szenen in denen Hauer´s Figur nach dem Zähne putzen mit Kaffee gurgelt, oder Kaffee trinkt in denen zwei Kippenstummel rumschwimmen zeigen deutlich, dass man sich nie wirklich ernstnimmt.
Zusammengefasst hat Regisseur Tony Maylam hier einen Film geschaffen, der einfach nur Spaß machen soll. Und technisch ist die ganze Chose wirklich gut umgesetzt worden. Ich hatte bei der Sichtung jedenfalls ein konstantes Grinsen im Gesicht gehabt. In der Summe wäre ich bei 7 Punkten, haue aber noch einen halben Sympathiepunkt mit drauf. Ergo 7,5 Punkte von meiner Seite.
Bild und Ton
Beides ist, je nach Filmfassung (dazu später mehr), solide umgesetzt. Im direkten Vergleich hat die Blu-ray gegenüber der DVD leicht die Nase vorn, was Schärfe und Farbsättigung angeht. Wirklich herausstechend ist das Bild aber nicht. Sowohl bei der DVD, als auch bei der Blu-ray schwankt die Tonqualität hin und wieder. So gibt es immer mal Szenen (z.b. am Anfang im Striplokal) bei denen die Umgebungsgeräusche und die Dialoge auf der selben Lautstärke sind, was dazu führt, dass man das gesprochene Wort kaum versteht. Dies ist aber zum Glück eher selten der Fall. Bild- und Tontechnik wurden komplett von diversen DigiDreams-Veröffentlichungen übernommen. Gleiches gilt im übrigen auch für das…
Bonusmaterial
Hier bekommt man eine Hand voll Trailer und Teaser aus den USA, Spanien und England serviert. Außerdem gibt es noch ein paar Bildergalerien, unterm Strich aber nichts aufregendes. Auf der Bonus-DVD befinden sich noch die alte 4:3 Fassung (in deutsch und englisch), sowie die alternative japanische Filmfassung (in deutsch und englisch, mit festen japanischen Untertiteln). Diese alternative Filmfassung bietet rund 4 Minuten mehr Material, bestehend aus einer Handlungserweiterung (bei der ein in der regulären Filmfassung nur erwähnter Charakter zu sehen ist), sowie einem weiteren Mordopfer. Die japanische Fassung weist allerdings auch eine sehr bescheidene Bildqualität auf. Am Ende bekommt man aber sämtliche Filmfassungen in diesem Mediabook geboten. Außerdem gibt es noch ein 24-seitiges Booklet (geschrieben von Stefan Böse), welches einige interessante Background-Infos beeinhaltet. Leider gibt es auch hier (wie schon im Booklet von Pound Of Flesh) ein paar Fehlerchen beim Artwork, sprich die Grafiken und der Text harmonieren manchmal nicht (siehe Booklet Seite 17 in der Bildergalerie).
Auch hat Retro Gold diesmal, vom Booklet einmal abgesehen, leider keinen eigenen Content dazugepackt. Den Inhalt dieser Edition gab es im Grunde genau so schonmal bei der Veröffentlichung des Mediabooks von DigiDreams / ´84 Entertainment. Hier hätte ich etwas mehr eigenes Material begrüßt. Klar ist es schwer bei einem 30 Jahre alten Film noch Leute für ein Interview vor die Kamera zu bekommen, zumal manche, wie Rutger Hauer (RIP), auch leider nicht mehr am Leben sind. Man hätte aber zum Beispiel mit einer Retro Gold-internen Gesprächsrunde auftrumpfen können, bei der man sich über den Film austauscht und diskutiert. Ist aber nur eine persönliche Anregung meinerseits. Vielleicht mal bei einer zukünftigen Veröffentlichung (zwinker, zwinker an das Team von Retro Gold).
Die Verpackung
Das Mediabook selbst ist wieder sehr wertig verarbeitet worden. Das verwendete Cover finde ich, mit seinem leichtem Comic-Charakter, auch absolut passend. Wie Stone und Durkin durch die Gegend ballern wurde durch einen Glanzeffekt hervorgehoben. Ebenso der „Split Second“ und der „Rutger Hauer“ Schriftzug. Und bei diesen Schriftzügen muss ich leider einen Kritikpunkt anbringen. Da sie nämlich in derselben Farbe wie das Coverartwork gedruckt worden, sind sie bei bestimmten Blick- und Lichtverhältnissen schwer zu erkennen. Dies führt dazu, dass das komplette Artwork so wirkt als würde es grafische Fehler beinhalten. Hätte man sich, seitens Retro Gold, dazu entschieden die Schriftzüge farblich abzuheben, dann würde das im Grunde starke Cover wesentlich runder erscheinen.
auch wieder wundervoll vorgestellt, lieber TP, schade mit dem Bonus, aber ist diesmal halt so, dennoch ein sehr lässiger Film:-D
Ich danke dir, mein Kettensägen-Flüsterer! ;)
Das Bonusmaterial, rund um die ganzen Film-Fassungen, ist ja an sich nicht schlecht. Die Edition bietet aber eben absolut nichts Neues. Und das ist schon ärgerlich.
Der Film selbst rockt aber gewaltig. Da sind wir uns ja offenbar einig. Hat für mich einen kleinen Kultfaktor. Und Rutger Hauer ist einfach eine Legende. Durch seine bloße Anwesenheit hat er jeden Film veredelt.