[Review] Die Viper (1973) von Umberto Lenzi (im Blu-ray- und DVD-Mediabook)
Kommen wir wieder mal zu Retro Gold 63, die uns mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind und auch Kritik annehmen, wie sich bei Patrick lebt! gezeigt hat, den sie nun mit einer Austauschdisc versehen haben, auf der die Untertitel zeitlich korrekt angepasst wurden. Chapeau! Heute haben sie uns einen echten italienischen Polizeifilm zur Verfügung gestellt, der es in sich hat: Die Viper (gesprochen: Fieper)!
Story
Der Originaltitel von Die Viper lautet Roma a mano armata, stammt aus dem Jahr 1973 und spielt – wie im italienischen Titel schon anklingt – in Rom. Es geht um den integeren Commissario Ferro, gespielt von Maurizio Merli, der den von der Mafia und Banden durchsetzten Sündenpfuhl der heiligen Stadt satt hat und Ordnung schaffen möchte. Dabei überspannt er einmal den Bogen, als er den Bandenchef Vincenco Moretto – genannt der Bucklige – im Eifer eines Verhörs zusammenschlägt, weshalb dieser einen Selbstmordversuch unternimmt, der dazu führt, dass Ferro, der von allen nur die „Viper“ genannt wird, vom Dienst suspendiert wird. Doch Moretto nimmt Rache und traumatisiert Ferros Freundin aufs massivste. Überhaupt herrschen im Rom dieser Zeit raue Sitten und vor allem junge Frauen sind nicht sicher. Ferro geht nun seinerseits auf einen Vergeltungsfeldzug, um den Buckligen dingfest zu machen.
Die Geschichte ist teils überkompliziert, teils so einfach, wie geschildert, allerdings immer wieder spannend und ob ihrer nicht gerade zarten Schauwerte bezüglich Brutalität, sehenswert. Mit Maurizio Merli als Kommissar und Tómas Milián als Bösewicht gibt es zwei hochkarätige Charakterdarsteller, die Testosteron und Sarkasmus in strammen Dosen verbreiten. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der große Umberto Lenzi diese Genreperle des Poliziottesco inszeniert hat, der sowohl in seiner Brutalität, als auch seiner Geschwindigkeit (tolle Verfolgungsjagden durch Rom) in einer Linie mit anderen Filmen wie Der Tod trägt schwarzes Leder, Die Kröte (ebenfalls mit dem „Buckligen“ Milián) oder Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert genannt werden kann.
Bild und Ton
Vom Bild und Ton braucht man sich auch dieses Mal nicht zu beschweren, da es sich hier tatsächlich um die deutsche Blu-ray-Premiere handelt und das 70er-Jahre-Technicolor-Bild sowohl in den Farben, als auch in Tiefe und Kontrast zur vollen Geltung kommt. Andere HD-Veröffentlichungen mit 4K-Transfer gibt es von 88 Films aus UK und Grindhouse Releasing aus den USA, von daher nehme ich schwer an, dass es bei Retro Gold 63 ebenfalls auf diesem Bildmaster beruht. Beim Ton sind wir im Vergleich zu den anderen Veröffentlichungen bei einem etwas anderen Sachverhalt, da wir hier die einzige deutsche Synchronfassung finden, die es tatsächlich für alle Genre- und Synchronfreunde in sich hat. Kommissar Ferro wurde von Leon Rainer (Buck Rogers, Harry Potter, Game of Thrones) synchronisiert und Tómas Milián von Randolf Kronberg (die deutsche Stimme von Eddie Murphy). Die One-Liner und derben Sprüche suchen ihresgleichen und werden allen Sleazefreunden Freudentränen in die Augen treiben. Hier also ein ganz klares Plus für die deutsche Veröffentlichung. Den italienischen Originalton gibt es nur in einer als Bonus enthaltenen DVD-Version des Films mit deutschen Untertiteln, alles in Dolby Digital 2.0 (Mono), dem Alter des Films angemessen.
Verpackung und Ausstattung
Kommen wir zum großen Minuspunkt: das Bonusmaterial. Bis auf ein paar Trailer der Veröffentlichungen von Retro Gold 63 gibt es nämlich keines (außer die italienische DVD-Fassung, die ja eigentlich dabei sein muss). Ein sympathisches Booklet von Christian Ladewig, der uns auf die Genre Tour de Force lange und ausführlich mitnimmt, muss definitiv gelobt werden und es ist von Retro Gold 63 weithin bekannt, dass deren Booklets zwar wenig bis keine Fotos und Stills bieten, dafür aber massig Infos. Sieht man sich aber oben bereits erwähnte VÖs aus UK und USA an, die mit Interviews, Audiokommentaren und anderen Dingen glänzen, ist das fast schon ein Trauerspiel. Ich habe das schon einmal gefragt, warum keine Audiokommentare? Die kosten wirklich nicht die Welt und sind ein ganz klares Kaufargument. Schnappt euch den Ladewig und stellt ihn mit einem Kollegen vor’s Mikro und gut ist. Das Mediabook ist im übrigen gewohnt gut verarbeitet, liegt gut in der Hand, ist mit dem Kinomotiv (Cover A, 1000 Stück limitiert) hübsch für‘s Regal gestaltet und einem auf 63 Stück limitierten B-Cover für Hardcore-Sammler geeignet.