[Review] Frankenstein – Die Ultimative Monster Collection (Koch Films Shop exklusiv) (6 x Blu-ray)

[Review] Frankenstein – Die Ultimative Monster Collection (Koch Films Shop exklusiv) (6 x Blu-ray)
9.3
Zusammenfassung:

Heute wollen wir eine Gesamtbox zu einem Giganten des Monsteruniversums besprechen, der kein geringerer ist, als Frankensteins „Kreatur“. Koch Films bringt nun am 21. Oktober 2021 eine Gesamtbox im hauseigenen Shop heraus, die uns freundlicherweise und exklusiv zur Vorab-Testung überlassen und natürlich argusäugig begutachtet wurde.

Mary Shelleys 1818 veröffentlichter Roman, zunächst anonym, mit dem Untertitel Der moderne Prometheus, verwies nicht von ungefähr auf den griechischen Mythos des Titanen, der den Menschen das Feuer gebracht hat und damit eine Macht, die Göttervater Zeus eigentlich nicht für sie vorgesehen hatte. Als Strafe wurde dieser Prometheus an einen Felsen gefesselt, zu dem jeden Tag ein Adler flog, um ihm seine Leber herauszureißen. Die Verbindung zu Victor Frankenstein, den ja viele immer gleichlautend mit dem Monster verwechseln, kann in derselben Linie als menschliche Form von Überheblichkeit betrachtet werden, besser gesagt die Hybris: Gott zu spielen. In dieser Linie ist Victor Frankenstein tatsächlich ein moderner Prometheus, der den Menschen zwar nicht das Feuer bringen will, sondern der Gott selbst sein möchte und Tote lebendig machen. Leider missglückt ihm seine „Kreatur“ oder eben das Monster und so will er sich diesem unsäglichen und hässlichen Ding schnell wieder entledigen. Wie schon Rabbi Löw wusste, aus dem Film Der Golem, wie er in die Welt kam von 1920, der eine ähnliche Geschichte erzählt, heißt eine missglückte Schöpfung meist Ärger und es ist schwierig diese wieder aus der Welt zu schaffen. Um es kurz zu sagen, im Roman wie auch in den Filmen gelingt das Victor Frankenstein auch nicht besonders gut und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Frankenstein von 1931, unter der Schirmherrschaft von Universal, die für ihre Monsterfilme bekannt sind, ist nun tatsächlich die erste wirkliche Verfilmung eines Teils des Romans, die seinerzeit für Furore sorgte und eigentlich schon auf einer beliebten Theaterfassung des Stoffs basiert. Ein paar zuvor entstandene Stummfilmfassungen kann man dabei beruhigt in den Hintergrund stellen, da sie sich meist nur an Motiven des Themas bedienen. Von daher muss man auch sagen, dass Universal mit Frankenstein das Original-Franchise gestartet haben und bis heute die Referenz aller Frankensteinverfilmungen bieten, lässt man die ebenfalls sehenswerten Hammer-Studio-Verfilmungen der 50er- bis 70er-Jahren beiseite, in denen Christopher Lee das Monster einmal und Peter Cushing den Frankenstein mehrmals spielt. Aber eines ist wohl klar, Boris Karloff ist, war und wird das echte Monster von Frankenstein bleiben. Jedes Kind kennt sein Bild und seine Darstellung brachte ihm nicht nur den verdienten Ruhm als Schauspieler, sondern ist in das kollektive (Film-)Gedächtnis eingegangen, quasi eine Ikone der Kunstgeschichte und das ist wohl nicht übertrieben.

Koch Films bietet nun mit ihrer Frankenstein-Box eine Komplettierung wie Ehrung dieser Legende, wie schon die wunderbar verarbeitete Box mit Karloffs Konterfeit direkt bezeugt, dessen Umrisse in Glanzlack und Farbe sofort ein Blickfang sind und übrigens wenig mit der Beschreibung des Monsters im Roman zu tun hat. Die Farbe des Monsters war übrigens wohl tatsächlich so, leider wurde aber kein Farbfilm seinerzeit realisiert, wenn auch geplant. Universal jedenfalls hat hier einen unsterblichen Klassiker geschaffen, der die Handlung des Romans noch um sensationelle Elemente toppt und übersteigert, quasi erst filmisch macht. Ein Vergleich zum ebenfalls in dieser Jubiläumsbox enthaltenen Roman erlaubt den direkten Vergleich der literarischen und filmischen Erzählungen, die bei Mary Shelley als Briefroman verfasst sind und Lesern von heute nicht mehr so geläufig sein werden, wie es damals der Fall des beliebten Genres von Briefromanen war. Ein kleiner Kritikpunkt ist hier, oder eine kleine Enttäuschung war, dass der in der Box enthaltene Roman in Buchform lediglich die aktuelle Fischer-Taschenbuch-Ausgabe ist, die kein zur Box passendes Cover hat, trotz allem jedoch hochwertig ist und den Artikel zum Roman aus dem renommierten Kinder-Literatur-Lexikon enthält. Wir haben es hier also Kritik auf hohem Niveau zu tun.

Was Koch Films hier geleistet haben und wie schon die umwerfende Miami-Vice-Box bewies, erscheint auch die Frankenstein-Box erneut nur im Koch-eigenen Filmshop, bei dem die Box exklusiv bestellt werden kann. Nicht nur als Fan erhält man hier Value for money mit dem Rundum-Sorglos-Pakekt vom Roman und allen 7 Filmen des Universal-Franchises, erstmal in 4k remastered. Tatsächlich ist das Bild sehr gut, da sich bei der schon damals hochwertigen Produktion der Universal-Studios eine solche Aufbereitung besonders lohnt und es einem manchmal fast so vorkommt, als wären die Schwarz-Weiß-Filme erst vor ein paar Jahren gedreht worden, in einer auf Retrolook getrimmten Hommage. Schade ist natürlich, dass die auch demnächst erscheinende UHD-Disc nicht enthalten ist, aber die kann man sich getrost ebenfalls besorgen, da es aller Wahrscheinlichkeit ja nur den ersten Teil als UHD geben wird.

Doch all dem nicht genug, Koch Films spendieren dieser Frankenstein-Referenzveröffentlichung noch ein weiteres Buch mit dem Titel Die Frankenstein-Chronik, das von keinem geringeren als Filmwissenschaftler und Frankenstein-Experte Dr. Rolf Giesen geschrieben wurde und als weiteren Bonus noch einen Essay von Jörg Buttgereit bietet, der mit seinem Film Nekromantik einigen bekannt sein dürfte. Wie manche wissen dürften, ist Buttgereit selbst ein ausgewiesener Monsterfilm-Fan und -kenner, wie nicht nur seine Audiokommentare zu den Godzilla-Filmen beweisen. Schön wäre deshalb auch gewesen, wenn ein gemeinsamer Audiokommentar mit Giesen und Buttgereit herausgekommen wäre. Apropos Audiokommentare: die Discs bieten nicht nur die Filme in Originalversion und neubearbeiteten Synchronisationen, verschiedenen Synchronfassungen und aufbereiteten Synchronisationen, mit Untertiteln (etc.), sondern als integralen Bestandteil dieser kulturell wertvollen Filmveröffentlichung zu jedem der sieben Teile einen eigenen Audiokommentar mit den Analysen und auch persönlichen Erinnerungen von Dr. Rolf Giesen auf deutsch. Ausrufezeichen! Für mich persönlich sind diese Audiokommentare tatsächlich das Hauptalleinstellungsmerkmal dieser Veröffentlichung, was keine zukünftige Version so bieten dürfte. Was Giesen hier berichtet, gibt einen Einblick in die Reihe und das gesamte Universal-Universum, sogar darüber hinaus, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass es eine filmwissenschaftliche Gesamtbox zur Frankenstein-Reihe von Universal ist.

Daneben sind außerdem noch englische Audiokommentare und Bonusmaterialien enthalten, die man schon von den normalen Blu-ray-Discs kennen könnte, allerdings angereichert mit eigenen Zusätzen wie den Super-8-Fassung(en!) und anderen Goodies, welche Kenner schätzen dürften. Dies wird besonders bedeutsam, wenn die Reihe ab dem dritten Teil exklusiv in dieser Box als Blu-ray erscheint und erstmals die Anerkennung erhält, die sie verdient. Besonders erwähnenswert ist sicherlich die Dokumentation „Monster im Mondlicht“ auf der Disc zu Frankenstein trifft den Wolfsmenschen, die John Landis anmoderiert (Blues Brothers, Schlock – Das Bananenmonster, American Werewolf). Sammler der Universal-Filme werden diese allerdings wohl von der Blu-ray zu Der Wolfsmensch kennen.

Um die Reihe abzurunden, gibt es noch eine Bonus-Blu-ray mit der Dokumentation „Universal Horror“ mit Kenneth Branagh, der die Neuverfilmung mit Robert De Niro (1994) drehte und spannende Einblicke in die Reihe gibt, allerdings Universal-Fans ebenfalls bekannt sein dürfte. Weniger bekannt wiederum ist eine Dokumentation zu Carl Laemmle, dem Produzenten der Filme und Gründer der Universal-Studios, die sehr interessant ist, sowie zu Boris Karloff himself, die allerdings ebenfalls bekannt ist, was dem Gesamteindruck allerdings keinen Abbruch tut. Abgerundet wird dies mit einer Featurette zur Restaurierung, die sich wirklich sehen lassen kann, für diejenigen, die sich dafür interessieren, wie diesen alten Filmen wieder sprichwörtliches Leben eingehaucht wird. Als wäre das aber noch nicht genug gibt es tatsächlich die erste Frankenstein-Verfilmung von 1910 als letzten Bonus, die zwar als 10-minütiger Kurzfilm daherkommt, für historisch versierte Filmfreunde aber wohl Pflicht in dieser Box sein dürfte.

Wer jetzt meint, dass die Box in ihrer Aufmachung, den Bonusmaterialien und der Restaurierung allein eine Daseinsberechtigung haben darf, irrt erneut. Die Reihe selbst veranschaulicht auch inhaltlich den Werdegang des Frankenstein’schen Monsters von 1931 bis 1945. Wo Teil eins (Frankenstein, 1931) die Grundstory mit dem überragenden Boris Karloff als Messlatte für viele Horrorfilme legte, die da so kommen sollten, überzeugt Teil 2 (Frankensteins Braut, 1935) ein paar Jahre später mit der (in)offiziellen Fortsetzung aus Teilen der Handlung des Romans. Wer also denkt, dass die ebenfalls ikonische Darstellung des weiblichen Monsters eine Erfindung von Fortsetzungsschreibern ist, der wird hier eines Besseren belehrt und kann dies auch im enthaltenen Roman nachlesen, obwohl dort die Braut nicht wirklich erschaffen wird, sondern eine Idee bleibt. Elsa Lanchester als die Braut des Monsters mit ihrem hochtoupierten Haar mit grauer Blitzsträhne ist sicherlich ebenfalls eine der einflussreichsten weiblichen Monsterfiguren ever, die nicht nur Die Munsters (Lily Munster) oder Die Addams Familie (Morticia Addams) beeinflusst hat, sondern auch Marge aus Die Simpsons, die in einer Halloween-Episode Frankensteins Braut selbst einmal dargestellt.

Auch wenn Mary Shelley’s Roman in der Filmreihe nun halbwegs endet, macht Teil 3 (Frankensteins Sohn, 1939) wieder reißerisch weiter und zeigt das Potential, das in der Grundstory des vom Menschen erschaffenen Monsters liegt. Nun endet aber die Darstellung des Monsters durch Boris Karloff und ein erster Teil schließt in dieser Karloff-Trilogie. Teil 4 (Frankenstein kehrt wieder, 1942) geht nun andere Wege und lässt Frankensteins Gehilfen Ygor weiter in den Mittelpunkt rücken, um zu zeigen, dass das Böse nie endet und Frankenstein immer wieder auferstehen wird. Nicht weniger schlecht, wenn natürlich auch ganz anders wird das Monster nun von Lon Chaney Jr. verkörpert, dem original UniversalHorror-Darsteller von Der Wolfsmensch (1941), der kurz zuvor gedreht wurde. Kein geringerer als Bela Lugosi, der original UniversalHorror-Darsteller von Dracula (1931) spielt nun Ygor und wirft schon den ersten Schatten dieses Gelenkfilms voraus. Denn in Teil 5 (Frankenstein trifft den Wolfsmenschen, 1943) werden die Rollen wieder umgekehrt und Lon Chaney Jr. spielt in einem dieser frühen Crossover-Filme erneut seine Paraderolle des Wolfsmenschen, der nun auf Frankensteins Monster trifft, das nun wiederum (nicht ganz so überzeugend) von Bela Lugosi gespielt wird und ein Franchise im Franchise gründet. Denn der nur ein Jahr später folgende Teil 6 (Frankensteins Haus, 1944) und wiederum ein Jahr später Teil 7 (Draculas Haus, 1945) treiben das Monster-Universum von Universal nun soweit, dass alles zusammengefügt wird, was zuvor einzeln war: Frankensteins Monster, der Wolfsmensch und Dracula. Wer diesem wilden Ritt durch die Filmgeschichte der Supermonster bereit zu folgen ist, wird eine Menge Spaß haben und zum Kenner dieser prägenden Reihe, denn Bela Lugosi tauscht erneut die Rollen und das Monster wird dort von Glenn Strange verkörpert, der nun fast schon in Richtung Herman Munster geht.

Um es abzuschließen, bleibt nur festzustellen, dass Koch Films mit Frankenstein – Die ultimative Monster-Collection einen Meilenstein für Horror-Film-Fans herausbringt, mit dem sicher jede und jeder lange Zeit Freude haben wird, angefangen bei den Filmen, dem Roman, den Bonusmaterialien (besonders hervorzuheben die Audiokommentare von Rolf Giesen) und nicht zuletzt dem Design, das jede physische Filmsammlung sichtbar bereichert. Wer also seine Freunde eifersüchtig machen möchte, der gönne sich dieses integrale Stück Filmgeschichte, bevor es ein anderer tut und die Edition ausverkauft ist, wie schon bei Miami Vice kürzlich geschehen.

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