[Review] Mine (Horror-Kurzfilm von Aaran McKenzie)

[Review] Mine (Horror-Kurzfilm von Aaran McKenzie)
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Zusammenfassung: Dieser Kurzfilm besticht durch eine konstant unangenehme Atmosphäre und eine hervorragende Hauptdarstellerin. Das komplette Potenzial der Handlung entfaltet sich dabei nach mehrmaligem Schauen des Streifens.

Einige von euch werden Aaran McKenzie eventuell als Bassist der britischen Metalcore-Band While She Sleeps kennen. Die Wenigsten werden aber wissen, dass er ebenfalls als Filmemacher tätig ist. Neben zahlreichen Musikvideos hat er mittlerweile auch 3 Kurzfilme realisiert. Der letzte Film wurde Anfang Oktober auf YouTube veröffentlicht und hört auf den Titel Mine. Und diesen Titel will ich euch jetzt mal näher vorstellen.

 

Um was geht es?

Ava (Eleanor Shaw) fühlt sich verfolgt. Sie wacht nachts panisch auf, hat das Gefühl jemand war während ihrer Abwesenheit in ihrer Wohnung oder sieht merkwürdige Zeichen. Mit den Nerven am Ende ruft sie Josh (Joss Carter) an. Dieser beruhigt sie. Sie solle durchatmen und morgen reden sie nochmal persönlich darüber. Das scheint auch tatsächlich zu klappen. Ava wird ruhiger und entspannter. Sie ahnt nicht, dass ihre Panik nicht unbegründet war…

 

Die Inszenierung

Tatsächlich wird über die knapp 7 Minuten Laufzeit das Tempo extrem hoch gehalten. Das ist aber eben auch der Vorteil eines Kurzfilms. Längen können nicht wirklich entstehen. Auffällig ist aber, dass dieser Film vergleichsweise dialoglastig ist. Die meisten Kurzfilme im Horrorbereich lassen eher die Bilder sprechen, aber in Mine sind die Dialoge ein zentraler Dreh- und Angelpunkt. Gerade im Independent-Bereich ist das schon eine Ansage. Damit die Dialoge aufgehen müssen nämlich Drehbuch und Darsteller passen. Und hier kann der Streifen auf jeden Fall punkten. Die Konversationen kommen authentisch rüber und sind gut geschrieben. Bei den Schauspielern sticht Eleanor Shaw positiv hervor. Man nimmt ihr alle Emotionen ab. Hilflosigkeit, Angst, Panik, Verzweiflung. All das bringt die gute Frau sehr eindringlich rüber. Beim männlichen Darsteller Joss Carter bin ich etwas zwiegespalten. Nach der ersten Sichtung empfand ich es als etwas zu viel Overacting. Nachdem ich den Film aber mehrfach sah, würde ich das nicht mehr pauschal unterschreiben wollen. Und das liegt an der Handlung des Films.

Sieht man Mine das erste Mal, wird man am Ende etwas überfordert sein. Das liegt hauptsächlich am Finale. Dieses werde ich natürlich nicht spoilern. Im Grunde zieht es euch aber erstmal den Boden unter den Füßen weg und ihr werdet euch neu sortieren müssen. Vor diesem Ende wirkt nämlich alles recht strukturiert und leicht zu durchschauen. Je öfter man aber den Film sieht, desto mehr Facetten fallen einem auf. Und diese Facetten lassen die scheinbar klar ablaufende Handlung immer wieder in einem anderen Licht erstrahlen. Ist man offen dafür und nimmt die ersten Eindrücke nicht als gegeben hin, dann kann man wunderbar interpretieren und erörtern. Ich würde jetzt gerne einige meiner Interpretationen zum Besten geben, würde dann aber massiv spoilern. Daher rate ich euch: macht euch selbst ein Bild und schaut den Film auf jeden Fall mehrmals. Im Kommentarbereich darf sich dann ausgiebig ausgetauscht werden.

Da wir es mit einem Horrorfilm zu tun haben, muss man natürlich auch auf die audiovisuelle Umsetzung schauen. Und auch hier kann Mckenzie viele Punkte sammeln. Ein Grieselfilter unterstreicht die unangenehme Atmosphäre. Ebenso die Beleuchtungseffekte. Ava´s Wohnung ist in ein spärliches Licht getaucht, was ein dauerhaft beklemmendes Gefühl auslöst. Dazu gesellt sich ein schwermütiger Soundtrack, welcher Ava´s Verzweiflung extrem gut zur Geltung bringt. Auch für den Schnitt beweist Mckenzie ein Händchen. Spannende Szenen werden gekonnt mit schnellen Schnitten untermalt, während er bei den Gesprächen nahe an den Darstellern bleibt. Zum Ende hin gibt es sogar noch ein paar hochkarätige Make Up-Effekte zu bestaunen. Bedenkt man wie kurz sie zu sehen sind, merkt man wie viel Herzblut in diesem Projekt steckt.

 

Kritikpunkte

In meinen Augen läuft bei Mine nicht alles perfekt und trotz meiner Begeisterung werde ich da fairerweise drauf eingehen. Das Overacting von Joss Carter habe ich ja schon erwähnt. Wie gesagt relativierte sich das bei mir etwas, als ich anfing die Handlung in mehrere Richtungen zu interpretieren. Dennoch ist mir die darstellerische Leistung immernoch etwas zu drüber. Man kann den Film auch ankreiden, dass er für die kurze Laufzeit etwas überladen ist. Man lernt das Innere von Ava kennen, erfährt etwas über ihre Vergangenheit und worauf die ganze Sache hinausläuft. Man könnte aus all diesen Bausteinen eigentlich fast schon einen Langfilm machen. Aaran McKenzie versteht es zwar diese ganzen Faktoren clever einzubauen (etwa durch kurze Flashbacks), dennoch wirkt der Film vom Inhalt her etwas überladen. In der Summe sind das aber verschmerzbare Kritikpunkte, da die Qualitäten deutlich überwiegen.

 

Fazit

Unterm Strich haben wir es mit einem fiesen Kurzfilm zu tun, der seine ganze Wucht erst nach mehrmaligem Ansehen entfaltet. Dabei sind allerdings Englischkentnisse vorrausgesetzt. Untertitel sind aktuell ebenfalls nicht zuschaltbar. Fans von Independent Horrorfilmen kommen aber auf ihre Kosten. Ebenso diejenigen unter euch, die sich gerne mit dem Interpretieren beschäftigen und Spaß am Sezieren von Filmen haben. McKenzie ist in meinen Augen ein ambitionierter Filmemacher, auf dessen weiteres Schaffen man auf jeden Fall ein Auge haben sollte. Und das sollte auf jeden Fall durch Sichtungen seiner Werke honoriert und unterstützt werden!

Fall ihr Interesse daran habt, dann geht es hier zu Mine.

Ein besonderes Dankeschön geht an Aaran McKenzie, der mich für diese Kritik mit Bildmaterial unterstützt hat!

Tonspuren

Englisch

Untertitel

Keine

8 Gesamtwertung
Mine

Dieser Kurzfilm besticht durch eine konstant unangenehme Atmosphäre und eine hervorragende Hauptdarstellerin. Das komplette Potenzial der Handlung entfaltet sich dabei nach mehrmaligem Schauen des Streifens.

Umsetzung
8.0
Story
8.0
PROS
  • interessante Handlung
  • klasse Inszenierung
  • hervorragende Hauptdarstellerin
CONS
  • inhaltich etwas überladen
  • etwas zu viel Overacting vom Hauptdarsteller

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2 Kommentare
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Gast
Ash
15. Oktober 2023 1:29

Danke für den Tipp und das schöne Review, hat mir gut gefallen. Könnte mir auch vorstellen, dass das in einen ganzen Film ausgeweitet werden könnte. While she sleeps kannte ich auch nicht, aber Metalcore ist auch nicht ganz meins, bei Self Hell meine ich aber am Anfang eine klare Referenz an Jodorowsky zu erkennen, oder? Die Band scheint schon von mindestens einem Filmfan auf jeden Fall beeinflusst zu sein;-)

Gast
tp-industries
15. Oktober 2023 7:53
Antwort an  Ash

Danke Ash!
Das sehe ich auch so. „Mine“ könnte auch einen ganzen Film ausfüllen.
Und die Jodorowsky Referenz kann man zumindest nicht abstreiten. ;)

Aaran McKenzie hat ja einige Musikvideos von While She Sleeps inszeniert. Ich empfehle mal das Video zu „Eye To Eye“ (was im Grunde auch ein Kurzfilm ist). Auch das Video zu „Haunt Me“ finde ich richtig stark!

Daneben gibt es auch noch die anderen Kurzfilme auf Aaran’s YouTube Kanal. :)

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