[Review] Scream 4K UHD Limited Edition Steelbook (inkl. Blu-Ray)
“What’s your favorite scary movie?“
Dieser legendäre Satz hat sich in die Köpfe eines jeden Slasher Fans manifestiert und ist seit jeher eines DER Zitate, wenn es um Horrorfilme geht. Doch stellen wir uns wirklich einmal kurz die Frage unseres liebsten Gruselfilms und mit Hinblick darauf ist “Scream“ in meiner Liste ganz weit oben angesiedelt und nun musste ich beinahe erschrocken feststellen, dass dieser Streifen sein 25-jähriges Jubiläum zelebrierte.
So lange ist es bereits her, dass sich Ghostface erstmals seinen Weg durch die Teens von Woodsboro gemetzelt hat und zur Feier dessen…also zur Feier des Jubiläums und nicht der geschnetzelten Teens- bescherte uns Paramount ein 4K UHD Steelbook des Klassikers.
In neuem Glanz erstrahlt kehrt “Scream“ nun zurück und ich werde in dieser Review für euch erläutern, ob das geil ist oder nicht.
Wir alle kennen ihn- den berüchtigten Anruf, den die unschuldige Casey Becker (Drew Barrymore) entgegennimmt, allein zu Hause und mit Popcorn auf dem Herd. Am anderen Ende der Leitung befindet sich ein scheinbar charmanter Fremder, der sich nun aber mehr und mehr als aufdringlicher Stalker herausstellt und immer mehr Grenzen überschreitet. Sie kann ihn weder abwimmeln, noch kann sich Casey weiteren Anrufen entziehen und als sie von dem vermeintlichen Fremden wenig subtil erfährt, dass er sie in der Tat sehen kann, wird das Ganze sehr schnell, sehr viel unangenehmer für sie und der Rest ist Horrorgeschichte.
Ich werde hier für niemanden, der den Film nicht kennt, spoilern, denn allein mit dieser Szene hat Regisseur Wes Craven (A Nightmare On Elm-Street) ein Franchise eröffnet, welches das Slasher-Genre als gesamtes den Spiegel vorhalten sollte. Figuren, wie Sidney Prescott (Neve Campbell), Gale Weathers (Courtney Cox) und Dewey Riley (David Arquette) sind ikonisch und ein wundervoller Haupt-Cast, der uns durch den Film führt. Auf der Gegenseite Roger Jackson, der dem Killer “Ghostface“ seine berühmte Stimme verleiht. Diese Komposition ergibt einen Film, der gepaart mit einem eingängigen Score, eine Meta-Ebene für das Genre geschaffen hat, die den Horror in den 90-ern zu ungeahnter Stärke führen sollte.
Slasher Klischees, die teils komplett konvertiert und teils komplett ausgeführt werden oder gar eine Liste von Regeln, die den Stützpfeiler des Überlebens für den Fall darstellen, dass eine Gruppe von Teens durch einen blutlüstigen Killer heimgesucht werden. Dies alles sind Dinge, die es in dem Ausmaß vor 1996 einfach nicht gegeben hat.
Dabei erfüllt “Scream“ so viele der typischen Tropes- die Hauptfigur Sidney ist jungfräulich, führt ein gewöhnliches Leben und geht wie alle anderen zur Highschool. Sie hat einen festen Freund, Billy (Skeet Ulrich), und eine tragische Backstory hat sie auch verpasst bekommen.
Dennoch fühlt sich das alles anders an, weniger verbraucht und weitaus organischer als in anderen Vertretern des Genres und der 90er (z.B. “Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“, obwohl dieser sogar noch danach kam).
Das liegt zum einen an der tollen Performance, die die Schauspieler hier abliefern wie z.B. der Figur des Randy Meeks (Jamie Kennedy), welcher durch seine Horror-Fan-Perspektive den sinngemäßen Vertreter des Zuschauers darstellt. Randy wendet sein umfangreiches Genrewissen an, um den Fall der schrecklichen Morde aufzulösen und verfolgt dabei Gedankengänge und Regeln, die denen des Publikums sehr nahe kommen.
Allein sein Zitat “Jeder kommt als Täter in Frage!!“ ist ein Sinnbild für das Spinnennetz aus Finten, welches Wes Craven zusammen mit Drehbuchautor Kevin Williamson gesponnen hat, um den Zuschauer auf falsche Fährten zu locken.
Und das funktioniert sehr gut. Natürlich ist so etwas stets sehr subjektiv zu betrachten, da manch einer sich viel schneller hinters Licht führen lässt, als andere.
Ich rätsele in dem Fall immer sehr gerne und kann mich noch genau erinnern, dass ich bei meiner ersten Sichtung des Films nicht wusste, wer der Killer sein würde. Aber das ist nunmehr auch 10 Jahre her.
Als alter Gorehound muss ich natürlich auch über die Kills in “Scream“ sprechen, denn das ist nun mal einer der zentralen Kerne eines jeden Slashers, genau dafür ist das Genre bekannt. Ich kann euch ganz ohne Sorgen vor Spoilern sagen, dass ihr in diesem Film auf eure Kosten kommen werdet. Die Kills sind sehr konsequent inszeniert und bringen auch eine gute Abwechslung mit sich. Ghostface zählt allerdings zu den Killern, die auch mal ordentlich was einstecken müssen und im Gegensatz zu Genreverwandten, wie Freddy Krüger oder Jason, ist er/sie rein menschlicher Natur und macht daher eben Fehler und hält nicht unendlich viele Kugeln auf.
Das gibt den Auseinandersetzungen stets eine nahbare Variable, was nochmals durch die gut charakterisierten Figuren unterstrichen wird, denn die finale Wirkung dessen ist, dass man ausgezeichnet mitfiebern und Spaß haben kann.
Gleichzeitig wird mit den Opfern immer etwas gespielt und so wird jedem Kill seine eigene kleine Bühne gegeben, was für erinnerungswürdige Sequenzen sorgt. Mittendrin schafft es der Film trotzdem kleine cinematographische Glanzmomente zu schaffen, die sich einfach als ikonische Bilder im Kopf einprägen. Ich verweise an der Stelle immer gern an die Szene in der Ghostface sich im Auge eines niedergestochenen Opfers spiegelt und man sieht, wie der Glanz des Lebens den Körper verlässt und das alles nur über den Shot eines Auges dargestellt wird, Wahnsinn.
Das sind Qualitäten, die sich nicht in jedem Slasher wiederfinden lassen, da es genug Vertreter gibt, die auf eine eher plumpe Story und blutige Kills setzen. “Scream“ hat das etwas ernster genommen und dennoch nicht seine Leichtfüßigkeit eingebüßt.
Genau so macht man einen Klassiker, in dem man Erwartungen mit Erfolg konvertiert.
Aus all den genannten Gründen bietet sich der Film auch super für Einsteiger ins Genre an.
Man wird sich nicht zu Tode gruseln und bekommt trotz tragischer Elemente eine gute zeit vorgesetzt, die zum Miträtseln und Mitfiebern anregt, also eben das, was Horror als Ganzes für uns so interessant macht. “Wie würde ich mich in dieser und jener Situation schlagen? Würde ich es lebendig durch den Film schaffen?“ Das sind Fragen, die man sich oft dabei stellen wird und das macht doch einen Teil des Spaßes aus, der Thrill.
Nun aber zur vorliegenden Limited Edition des 4K UHD Steelbooks, welches in meinen Augen wirklich schick daher kommt. Sämtliche Cover der “Scream“ – Reihe waren immer recht simpel gestaltet und hatten entweder die Protagonisten oder die berühmte Ghostface Maske abgebildet. Da kommt jetzt nicht wirklich Spannung auf und man wird keinen Creativity Overload erleben. Wird das bei diesem Cover der Fall sein? Nicht ganz, aber das ist mit Abstand das Beste, was die Reihe bislang beschert bekommen hat und das liegt vor allem an der Übergabe des Franchises an Paramount, die nun natürlich ein Rebranding zum 25. Jubiläum des Slasher Klassikers angestrebt haben.
Gleiches geschieht ja auch mit Teil 5, der ebenfalls nur “Scream“ heißt, da man die Nummerierung eines anderen Studios nicht fortsetzen möchte und daher etwas eigenes kreiert.
Ob man bei der Namensgebung nicht etwas kreativer hätte werden können, lasse ich in dem Fall mal so im Raum stehen.
Wichtig ist, dass ich das Steelbook sehr mag, die reflektierende Klinge des bekannten Jagdmessers in der Mitte auf pechschwarzem Untergrund drapiert, in welcher sich Ghostface spiegelt, macht gut was her und passt zum Flair des Films. Besonders in Bezug auf den maskierten Killer wird in den Artworks der Reihe immer viel mit Licht und Schatten gespielt, was sich bei der weiß-schwarzen Maske natürlich anbietet. Es passt auch zum Film, das hier nicht mit abgefahrenen Artworks experimentiert wurde, das sollte man sich wohl für den fünften Ableger im Januar 2022 aufheben.
Schade nur, dass hier abermals keine Gravur oder ähnliches eingearbeitet ist, ein wenig Relief hätte hier schön gewirkt. Langsam habe ich das Gefühl, dass diese Art der Gestaltung ausstirbt, hoffen wir mal nicht!
Was mich allerdings auch abholt, ist die Rückseite des Steelbooks auf der ein mit Blut verschmiertes Telefon abgebildet ist, welches ein fantastisches Sinnbild des Filmes und der gesamten Reihe vertritt. Darüber schwebt die Aufschrift “Do you like scary movies?“, was ich sehr willkommen heiße. Mit Zitaten kann man auf Covern immer schnell ins Klo greifen, da die Wahrnehmung dessen recht subjektiv ist, aber mit dieser Zeile aus dem Film kann man nun ehrlich nichts verkehrt machen, toll.
Im Innenleben ist links eine schreiende Casey Becker (Drew Barrymore) aufgedruckt, passender wird es nicht mehr, da diese Szene legendär ist. Auf der rechten Innenseite ist nichts abgebildet, aber da sind auch die 4K UHD und die Blu-Ray Disc eingelassen, die beide silbrig hochglänzend und mit der Uncut Version (US R-Rated) des Films von 111 Minuten daher kommen.
Zur Qualität der 4K UHD kann ich mich ausschließlich positiv aussprechen, das Bild ist knackig scharf und es wurde einiges an Filmkorn entfernt, um ein klareres Bild zu erzeugen. Grade so viel, dass der alte Flair des Films nicht verloren geht, was will man mehr.
Besonders Pastellfarben profitieren vom neuen Bild, die nun lebendiger wirken und sich noch besser ins Gesamtbild einfügen. Die Tonalität mancher Farben wurde ebenfalls minimal verändert, da muss allerdings jeder für sich entscheiden, ob das gut oder schlecht ist, da die 4K Farben vieler überarbeiteten Filme anders ausfallen. Ich stehe dem in diesem Fall sehr wohlgesonnen gegenüber, besser hat “Scream“ noch nie ausgesehen.
Zu hören bekommt man in deutscher und englischer Sprache DTS HD MA 5.1-Ton, der wertige Klänge erzeugt und insbesondere die horror- und actionlastigen Sequenzen untermalt. Spannung geht dabei auf keinen Fall verloren und auch den Gesprächen kann man besser folgen, da meiner Meinung nach die Musik in diesen Szenen etwas zurückgefahren wurde.
Die normale Blu-Ray hat keinen Overhaul bekommen, ich glaube, dass lediglich etwas weniger Filmkorn vorliegt, aber das kann ich mir auch einbilden.
Zusätzlich finden sich auf der 4K UHD Disc aber schöne neue Extras wieder, die für Fans definitiv einen Besuch wert sind. Interviews mit dem Cast, Making-of und sogar die Macher der neuen Iteration von “Scream“ im Januar 2022 dürfen zu Wort kommen.
Hier aber noch eine Auflistung der Extras:
→ Ein blutiges Vermächtnis: Scream 25 Jahre später
→ Audio-Kommentare von Regisseur Wes Craven and Drehbuchautor Kevin Williamson
→ Produktions-Featurette
→ Behind the Scenes:
→ Am Scream Set
→ Drew Barrymore
→ Q&A mit Cast und Crew:
→ Was ist euer Lieblings-Horrorfilm?
→ Warum sind die Leute so von Horrorfilmen fasziniert?
All das ergibt ein äußerst tolles Gesamtbild, welches man als Liebhaber der Reihe wirklich gerne zu Hause hat. “Scream“ erstrahlt wahrlich in neuem Glanz und ebnet nun den Weg in die nächste Runde des Franchises.
Das Steelbook ist allerdings limitiert, also müsst ihr eure Augen und Ohren offen halten, um eines zu bekommen.
So, ich bin raus und lade jetzt die Review hoch, möchte noch jemand ein Bier? Nein? Ok, ICH KOMM GLEICH WIEDER! ;-)
Schön geschriebene Review.
Ist der Film aber wirklich uncut enthalten?
Habe jetzt schon mehrfach gehört, dass nur die cut Version enthalten ist.
Sieht man am Anfang den Freund von Drew Barrymore mit heraushängenden Gedärmen oder nicht?
Wenige Minuten am Anfang des Films reichen, um das beurteilen zu können.
Des Weiteren sollte darauf verwiesen werden, dass diese schöne Edition nach kurzer Zeit ausverkauft war und seitdem nur zu Wucherpreisen erhältlich ist.
Leider nützt eine Review wenig, wenn der Artikel nicht (offiziell) käuflich erworben werden kann.