[Review] Six Bullets im wattierten Mediabook (Cover A) inklusive Blu-ray, DVD und Bonus-DVD

[Review] Six Bullets im wattierten Mediabook (Cover A) inklusive Blu-ray, DVD und Bonus-DVD
7.1
Zusammenfassung: Stupide Stangenware, bei der auch die Action nur in der Anfangs-Viertelstunde überzeugt. Legt man sein Gehirn aber beiseite, schraubt die Ansprüche zurück und gönnt sich noch ein alkoholisches Getränk dazu, dann ist der ungewollt trashige Charme wirklich unterhaltsam. Die Edition beinhaltet solides Bonusmaterial in einer schönen Verpackung.

Das Mediabook zu Six Bullets wurde uns freundlicherweise von Retro Gold 63 zur Verfügung gestellt. Wie immer hat das keinen Einfluss auf die Bewertung.

 

Inhalt

Der Söldner Samson Gaul (Jean-Claude Van Damme) hat sich auf das Finden von entführten Kindern spezialisiert. Nach einem misslungenen Einsatz verfällt er in eine tiefe Depression und hängt seinen Job an den Nagel, um als Fleischer zu arbeiten. Nachdem die Tochter des MMA-Kämpfers Andrew Fayden (Joe Flanigan) entführt wird, kontaktiert er Samson und bittet ihn um Hilfe. Dieser lehnt anfangs ab. Da sein Trauma, aufgrund des fehlgeschlagenen Einsatzes, immer schlimmer zu werden scheint, stimmt er letzten Endes zu. Um sich innerlich selbst zu reinigen und Andrew´s Tochter Becky (Charlotte Beaumont) zu retten. Unterstützung bekommt er hierbei von Andrew selbst, seiner Frau Monica (Anna-Louise Plowman) und seinem Sohn, dem Polizisten Selwyn (Kris Van Damme). Die Hintermänner dieser Entführung scheinen aber mächtiger zu sein als es den Anschein hat…

 

Im Film werden mehr als 6 Kugeln abgefeuert

Mit dem Schaffen des Regisseurs Ernie Barbarash bin ich erstmals bei dem 2015 enstandenen Pound Of Flesh in Berührung gekommen. Dieser hatte zwar ein paar brauchbare Ansätze, ist bei mir aber nicht über eine durchschnittliche Wertung hinaus gekommen. Dennoch war ich gespannt, was der 3 Jahre zuvor enstandene Six Bullets zu bieten hat. Einige Kritikerstimmen sind durchaus positiv, während ebenso viele sich weniger wohlwollend geäußert haben. Zeit also mir mein eigenes Bild zu machen.

 

Krachender Actioner, clevere Charakterstudie oder plumber Trash?

Ich könnte jetzt die Spannung aufrecht erhalten und langsam zu meiner Schlussfolgerung kommen. Aber…mein Fazit mache ich mal kurz…Six Bullets ist in meinen Augen wirklich nicht mehr als Trash. Und das meine ich noch durchaus positiv. Sieht man den Film nämlich als ernstzunehmenden Actionthriller an, fällt man unweigerlich auf die Fresse. Es ist einfach ein Sammelsurium aus Szenen, welche nicht recht zusammenpassen wollen. Welche kein rundes Bild erzeugen. Aber Schritt für Schritt.

Fangen wir bei der Action an. Die ersten 15-20 Minuten unterhalten hier ordentlich. Der Anfang ist durchzogen von gut choreographierten Nahkampfszenen, welche auch blutige Schauwerte besitzen. Hinzu kommen auch eine Handvoll Explosionen, die nicht im Rechner entstanden sind und dadurch angenehm wuchtig wirken. Das alles wurde vom Kameramann Phil Parmet auch super eingefangen. Mit zunehmender Dauer bekommt man aber das Gefühl, dass das Actionpulver am Anfang schon verschossen wurde. Denn nach diesem furiosen Anfang kommt nicht mehr allzuviel. Im ersten Drittel, des etwa zweistündigen Streifens, bekommt man noch eine Barprügelei zu sehen. Etwas später folgt noch eine hässliche CGI-Explosion und eine viel zu kurze Schießerei in einer Fleischerei. Erst zum Finale darf es nochmal rumsen, die Qualität der Anfangs-Viertelstunde wird aber zu keinem Zeitpunkt mehr erreicht. Das Pacing der Actionpassagen wirkt einfach wenig durchdacht. Ich fragte mich die ganze Zeit, wie man nach so einem starkem Anfang so nachlassen konnte.

Die wohlwollenden Kritiker haben die Story und die Charaktere gelobt. Aber auch hier muss ich größtenteils widersprechen. Und das liegt an mehreren Punkten.

 

Inszenierung

Zunächst einmal sei gesagt, dass die Story selbst ziemlich banal ist. Die Geschichte um illegale Machenschaften in Osteuropa wurde schon dutzendfach ausgeschlachtet. Hier geht es eben um einen Kinderhändler-Ring in Moldawien. Und dabei wurde kein Klischee ausgelassen. Moldawien (gedreht wurde in Rumänien) wirkt menschenfeindlich und kalt. Mit Ausnahme der Helden hat hier scheinbar jeder Dreck am Stecken. Gut und Böse ist klar definiert. Eine differenzierte Auseinandersetzung ist das definitiv nicht. Das wäre für einen reinrassigen Actioner auch kein Problem, aber in Six Bullets wird sich extrem viel Zeit für die Story, die Charaktere und die Ermittlungsarbeit genommen. Die Handlung, sowie die Ermittlungsarbeit sind aber eben pauschal, banal und letzten Endes langweilig inszeniert. Hinzu kommen einige Drehbuchentscheidungen, welche für unfreiwillige Komik sorgen. Beispielsweise tarnt sich Samson, bei seinem anfänglichen Einsatz, mit Hilfe eines dezenten Bartes, den er sich angeklebt hat. Nicht nur das Samson sowohl mit, als auch ohne Bart klar zu erkennen ist, im Grunde kennt ihn in diesem Szenario sowieso kein Schwein, was die Verkleidung an sich völlig sinnfrei macht. Gegen Ende des Films muss sich selbstredend nochmal ordentlich mit Waffen eingedeckt werden. Und wo geht man da natürlich als Erstes hin? Richtig! Auf einen Friedhof! Dabei wird mit keinem Wort erklärt warum da ein Arsenal an Waffen gelagert ist. Der Zuschauer hat solche abstrusen Szenen zu akzeptieren. Wer logisch nachfragt verliert. Solche Szenen ziehen sich leider durch den ganzen Film. Mich haben sie ratlos zurückgelassen, da ich mich durchweg fragte, warum man so viel Zeit in die Story investiert und dabei letzten Endes so viel Quatsch rauskommt. Mitunter kam es mir so vor, als ob in der Postproduktion etwas falsch gelaufen ist und man aus sämtlichen Filmmaterial irgendetwas zusammengeschnitten hat.

 

Charaktere und Darsteller

Auch hier ist mir alles zu grob skizziert, als das man auch nur im Ansatz von Tiefe sprechen könnte. Jean-Claude Van Damme als depressiver Ex-Söldner geht schon klar. Zum Teil legt er auch eine wirklich anschaubare Leistung hin. Aber auch hier wirkt die Inszenierung des Films seltsam. Viel zu oft sieht man das ausdruckslose Gesicht von Samson. Wenn er dann doch mal mitgenommen schaut, oder gar die Tränen fließen, wird viel zu schnell weggeblendet, um wieder einen anderen Take einzufügen in dem er ausdruckslos an der Kamera vorbei starrt. Man verfügt also über Aufnahmen in denen JCVD ordentlich performt, schafft es aber nicht diese final in Szene zu setzen. Auch das lässt wieder auf eine chaotische Postproduktion schließen. Neben Van Damme sind noch die Leistungen seines Sohnes Kris Van Damme und die von Charlotte Beaumont ansehnlich. Die meisten anderen darstellerischen Leistungen kann man noch als okay bezeichnen. Mit Joe Flanigan hat man in meinen Augen allerdings einen Totalausfall gecastet. Egal ob die Tochter entführt wird, oder er vor Wut eine Barschlägerei anzettelt, er hat immer denselben Gesichtsausdruck drauf. Die zusammengekniffene Miene im Zusammenspiel mit seiner Gestik wirken eher so, als ob er unter chronischem Durchfall leidet. Gegen ihn sind Chuck Norris und Steven Seagal facettenreiche Schauspieler. Nur damit ihr das mal einordnen könnt. Da Flanigan aber eine nicht unerhebliche Rolle spielt, zieht sich dieser Krampf von „Schauspiel“ durch die ganze Chose.

Zusammengefasst funktioniert Six Bullets als Actionfilm nur bedingt (die ersten 20 Minuten mal ausgeklammert). Als spannender Thriller, oder gar clevere Charakterstudie versagt er nahezu komplett. Aber, und damit spanne ich den Bogen zu meiner anfänglichen Einschätzung, als ungewollter Trash ist der Streifen wirklich unterhaltsam. Es macht einfach Spaß sich über Flanigan´s beschränktes Schauspieltalent zu beömmeln, oder beispielsweise ein Trinkspiel zu den zahlreichen Drehbuch-Fauxpas zu initiieren. Geht man so an diesen Film ran, ladet sich dafür noch ein paar Freunde ein und stellt noch ein paar Bierchen dazu, dann wird man gut unterhalten. Dennoch kann ich für Six Bullets nicht mehr als 4 Punkte vergeben.

 

Bild und Ton

Für diese Art Film gibt es da nichts zu meckern. Das Bild weist eine angenehme Schärfe auf und auch der Sound ist sehr gut abgemischt. Eine solide und zufriedenstellende Sache. Dabei sind Bild und Ton eins zu eins von der Splendid Single-Amaray-Variante übernommen worden. Genauso wie das…

 

Bonusmaterial

Auf den Hauptfilm-Disks (Blu-ray und DVD) befinden sich daher lediglich eine Handvoll Trailer aus dem Splendid Fundus. Selbst für eine Amaray-Variante ist das zu wenig. Retro Gold hat allerdings noch etwas exklusiven Content mit dazu gepackt. Da wären zum einen ein Riesenposter des Covers. Ebenso ist wieder das obligatorische Booklet (geschrieben von Christian Ladewig) mit am Start. Dieser hat wieder sehr unterhaltsam seine Sicht auf den Film geschildert, sowie ein paar Zusatzinfos mit einfließen lassen. Seine Sicht auf dem Film ist im übrigen das komplette Gegenteil von meiner. Aber unterschiedliche Film-Ansichten machen die Welt bunter. Fakt. Im Booklet befinden sich ebenfalls noch zwei interessante Interviews mit Becker und Schulz vom YouTube Kanal Ungeschnitten. Auf der exklusiven Bonus-DVD befindet sich noch ein 45minütiges Interview mit Kris Van Damme, welches von Alexandra Potamianos geführt wurde. Und dieses Interview ist wirklich interessant, denn Kris Van Damme scheint nicht mehr wirklich viel vom Dreh zu wissen. Des öfteren muss Potamianos ihm aushelfen und erklären, wann der Film erschien oder welche Rolle er darin eigentlich gespielt hat. Auf die Frage wie die Planungen zu dem Streifen liefen antwortet er, dass er sich an keine wirkliche Planung erinnern kann. Die Frage ob er diesen Film als karrierefördernden Sprung ansieht beantwortet er mit einem klaren „Nein!“. Da ich das Interview nach dem Film sah, fühlte ich mich in meiner Einschätzung (den Film betreffend) bestätigt. Versteht mich nicht falsch. Van Damme ist offenbar ein charismatischer Kerl und führt das Interview sehr freundlich. Da Potamianos aber immer um eine gewisse Euphorie bemüht ist und Van Varenberg (so sein bürgerlicher Name) den Film offensichtlich nicht als einen großen Wurf ansieht, ergibt sich dadurch ein schräger Unterhaltungswert. Leider wurden dem Interview wieder einmal keine Untertitel spendiert. Dafür konnte ich aber im Booklet diese Mal keine grafischen Fehler ausmachen. Meiner Meinung nach hätte das Bonusmaterial dennoch etwas üppiger ausfallen können.

 

Verpackung

Diese ist, wie gehabt, sehr wertig umgesetzt. Die Glanzeffekte auf dem Frontcover wurden auf die kleineren Bilder über dem Filmschriftzug gesetzt, sowie auf den Schriftzug selbst. Das Cover an sich ist eine hübsche Collage des Streifens. Einzig JCVD im Feinripp und den zwei Jagdmessern im Anschlag kommt so nicht im Film vor. Aber, drauf geschi…., es sieht cool aus. Auf dem Backcover gibt es auch einen schönen Glanzeffekt vom ballernden Van Damme. Insgesamt ist die Verpackung wesentlich runder als der eigentliche Film.

 

Abschließend lässt sich sagen, dass diese Edition wieder nur etwas für Hardcore Van Damme Fans, oder Van Damme Komplettisten ist. Auch Freunde des unfreiwilligen Trash´s können einen Blick riskieren. Alle anderen unter euch verpassen nichts.

Technische Details

Blu-ray: 1,78:1 (1080p)
DVD: 1,78:1 anamorph/16:9

Tonspuren

Blu-ray
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
DVD
Deutsch Dolby Digital 5.1
Englisch Dolby Digital 5.1

Untertitel

Blu-ray: Deutsch, Niederländisch
DVD: Deutsch, Englisch, Niederländisch

Bonusmaterial

– diverse Trailer
– Videointerview mit Kris Van Damme
– 24 seitiges Booklet von Christian Ladewig
– Riesenposter

7.1 Gesamtwertung
Six Bullets

Stupide Stangenware, bei der auch die Action nur in der Anfangs-Viertelstunde überzeugt. Legt man sein Gehirn aber beiseite, schraubt die Ansprüche zurück und gönnt sich noch ein alkoholisches Getränk dazu, dann ist der ungewollt trashige Charme wirklich unterhaltsam. Die Edition beinhaltet solides Bonusmaterial in einer schönen Verpackung.

Story
4.0
Bild
7.5
Ton
7.5
Ausstattung
7.0
Verpackung/ Edition
9.5
PROS
  • Die Action ist in den ersten 15 - 20 Minuten wirklich sehenswert
  • Jean-Claude Van Damme legt eine sehenswerte schauspielerische Leistung hin
  • Videointerview mit Kris Van Damme ist auf eine skurrile Art extrem unterhaltsam
  • Schickes und gut verarbeitetes Mediabook
CONS
  • Dumme, spannungsarme Handlung
  • Stereotype Charaktere
  • Miese schauspielerische Leistung von Joe Flanigan
  • Videointerview wieder nicht untertitelt
  • Etwas mehr Bonusmaterial wäre schön gewesen

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2 Kommentare
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Gast
Ash
31. August 2023 20:15

Sehr schön beschrieben XD Das trifft es wohl, aber wieder solide Retrogold-Ware ;-)

Gast
tp-industries
1. September 2023 5:30
Antwort an  Ash

Vielen Dank Ash! :)

Collectors-Junkies
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