[Review] Speak no Evil (Amaray Blu-ray von Plaion)

[Review] Speak no Evil (Amaray Blu-ray von Plaion)
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Zusammenfassung: Ein filmisches Brett von unseren nordischen Nachbarn. Durchweg clever erzählt, gipfelt das Werk in einem unfassbar bösem Ende, welches polarisiert und auch weiterhin polarisieren wird. Bild und Ton dieser Blu-ray sind absolut in Ordnung, nur beim Bonusmaterial hätte es etwas mehr sein dürfen.

Inhalt

Ein dänische Familie, bestehend aus Mutter Louise (Sidsel Siem Koch), Vater Björn (Morten Burian) und der etwa 6 jährigen Tochter Agnes (Liva Forsberg), verbringen ihren Erholungsurlaub in Italien. Dort treffen sie auf eine holländische Familie mit der sie sich recht zügig anfreunden. Diese besteht aus dem Vater Patrick (Fredja van Huêt), der Mutter Karin (Karina Smulders) und dem introvertierten Sohn Abel (Marius Damslev), welcher im selben Alter wie Agnes ist. Bei einem harmonischen Mittagessen lädt die charismatische, holländische Familie die dänische Familie zu sich aufs Land nach Holland ein, was einige Wochen nach dem Urlaub durch eine Postkarte, inklusive Einladung, nochmals unterstrichen wird. Björn und Louise wägen ab. Einerseits kennen sie die Familie kaum, aber auf der anderen Seite hat man sich eben auch blendend mit ihnen verstanden. Es soll ja auch nur für ein Wochenende sein. Letzten Endes entscheidet sich die dänische Familie hinzufahren und die Freundschaft weiter auszubauen.

In Holland angekommen kristalliert sich aber recht zügig heraus, dass die scheinbar feundliche, verständnisvolle und charismatische Art von Karin und Patrick nicht mehr existent ist. Sohn Abel verhält sich immer seltsamer, ein gewisser Bereich des Grunstückes ist nicht zugänglich und die Handlungen der holländischen Familie werden für Lousie, Björn und Agnes immer unangenehmer. Schon bald soll sich die Situation entladen und am Ende mit einem höllischen Tiefschlag enden…

 

Die Dänen können es einfach

Ehrlich gesagt ist mir die Existenz dieses 2022 erschienenen Werkes bis vor kurzem nicht bekannt gewesen. Ich las lediglich einen Artikel über das kommende U.S.-Remake mit James McAvoy in der Hauptrolle. Der Trailer zum Remake sah ganz spannend aus, aber die eigentliche Meldung wurde für mich immer unwichtiger, denn das dänische Original geriet in meinen Fokus. Und aus Dänemark kamen schon viele extrem starke Werke wie Die Jagd, Adam´s Äpfel oder The Guilty. Dabei stechen diese Filme meist durch ihren eigenwilligen Stil, den oftmals verwendeten schwarzen, teils grotesken Humor und eine gewisse Schonungslosigkeit heraus. Und Speak no Evil steht diesen Punkten in fast nichts nach.

Schon von Beginn an wird dem Zuschauer durch den eindringlichen Soundtrack (Sune Kølster) um die Ohren gehauen, dass man es hier definitiv nicht mit einem angenehmen Film zu tun haben wird. Das Perfide daran, der bedrohliche Score dröhnt oftmals bei völlig harmlosen Szenen in den Gehörgang. Das wird für mein Empfinden zwar etwas zu oft genutzt, da man schon recht früh versteht, dass es fies werden wird, aber dennoch ist die Nummer akustisch eine Wucht.

Auch visuell wird man immer wieder auf das Bevorstehende vorbereitet, was sich besonders bei der Beleuchtung bemerkbar macht. Ob eine eher dunkle und zweckdienliche Zimmerbeleuchtung oder das verschwommene Licht eines näherkommenden Autos bei Nacht, die Stimmung ist nahezu die ganze Zeit undurchsichtig und bedrohlich.

Die Spannung baut sich dabei nach und nach auf. Im Grunde hat man es im Verlauf des Filmes mit 2 unterschiedlichen Parteien zu tun. Die Eine hat einen moralischen Kodex. Ein ethisches, empathisches, diplomatisches und pazifistisches Verhalten von dem nicht abgewichen wird. Man merkt besagter Partei aber stets an, dass unter der Oberfläche einige Kämpfe ausgetragen werden. Die andere Seite pfeift aber mit zunehmender Laufzeit auf alles. Da gibt es irgendwann keine moralischen oder empathischen Grenzen mehr. Und genau aus dieser Situation wird die Spannung erzeugt, sowie ein gewisser satirischer Aspekt. Aber Vorsicht, Satire heißt in dem Fall nicht zwangsweise lustig! Ein jeder von uns wird einige Seiten von beiden Parteien an sich selbst schon festgestellt haben. Und die klasse geschriebenen Dialoge (Drehbuch und Regie: Christian Tafdrup), welche aufgrund der unterschiedlichen Sichtweisen entstehen, KÖNNEN zum schmunzeln verleiten, eben aufgrund der individuellen Erfahrungen des Zuschauers. Dennoch ist Speak no Evil weit davon entfernt ein lustiger, oder schwarzhumoriger Film zu sein, womit wir zu der schon von mir angesprochenen Schonunglosigkeit des dänischen, und auch nordischen, Films kommen.

In diesem Werk macht man nämlich keine Gefangenen. Die immer drastischeren Dialoge und Szenen machen auch vor Kindern keinen Halt. Hier werden Dinge ausgesprochen und getan, die man so eher selten gesehen hat. Das Entgleiten der Situation ist so auch für den Zuschauer greifbar und das Unbehagen nimmt für ein paar der Protagonisten, sowie für euch immer mehr zu, was auch den durchweg hervorragenden Darstellern zu verdanken ist. Das letzte Viertel des Werkes haut euch dann mit einer heftigen Schlusspointe komplett den Boden unter den Füßen weg. Ich ertappte mich dabei, wie ich mich nervös und fassungslos durchs Gesicht strich, mir fast schon manisch am Kopf kratzte. Ich habe zwar gelesen, dass das Ende nicht Ohne sein soll und ich bin auch schon einiges gewohnt, aber das was am Ende von Speak no Evil zu sehen ist, habe ich so nicht kommen sehen. Allerdings hat dieses Ende auch sehr viel Kritik einstecken müssen. Zurecht?

 

Geiler Film, aber das Ende verkackt?

Für alle die den Film noch nicht gesehen haben, ich werde hier nichts spoilern sondern nur mögliche Interpretationsweisen darlegen, welche nur Leute verstehen werden, die den Film bereits gesehen haben. Ihr könnt den Absatz also bedenkenlos lesen.

Ein nicht unerheblich hoher Anteil der Zuschauer empfand das Ende, bzw. die Handlungen bestimmter Personen als zu unlogisch. Betrachtet man den Streifen als klassischen (Horror)Film kann ich das sogar nachvollziehen. Ich unterstelle den Machern von Speak no Evil aber, auch aufgrund der cleveren und gut geschriebenen Dialoge und Charaktere, dass hier nie ein Werk nach Schema F entstehen sollte. Ich selbst finde das Ende genial, dazu sollte man es aber aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Der psychologische Effekt: Es ist bekannt, dass die Psyche zu den unglaublichsten Dingen fähig ist. So sind Fälle von Menschen bekannt, die urplötzlich nicht mehr laufen konnten und auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Körperliche Untersuchungen ergaben allerdings, das sämtliche physischen Fähigkeiten intakt sind, ein Laufen also problemlos möglich sein sollte. Psychologen fanden dann heraus, dass ein schwerwiegendes, psychisches Trauma eine Art Lähmung verursacht hat, sprich, das Gehirn verhindert, aufgrund einer psychischen Störung, das Funktionieren der Physis. Dieser spezielle Fall kommt zwar im Film nicht vor, würde aber das vermeintlich unlogische Verhalten der Personen erklären. Ja, das Verhalten ist schwer nachzuvollziehen, aber es ist keineswegs unrealistisch.

Der satirische Effekt: Wie oben schon erwähnt, werden zwei Sichtweisen dargestellt. Betrachtet man die Seite genauer, die versucht Konflikte zu vermeiden, so kann das Ende auch als Seitenhieb auf diverse soziale und politische Probleme der aktuellen Zeit gesehen werden. Dass man es versäumt Grenzen zu ziehen, wenn man permanent damit beschäftigt ist Konflikte zu vermeiden oder ihnen aus dem Weg zu gehen.

Beide Interpretationsmöglichkeiten machen Speak no Evil aber am Ende nur noch niederschmetternder. Ich muss für mich also festhalten, dass wir es hier mit einer cleveren, heftigen und extrem verstörenden Perle des europäischen Films zu tun haben!

 

Ton und Bild

Hier gibt es im Grunde nichts zu meckern. Das Spiel mit der Beleuchtung und den Farben, sowie die Bildschärfe wurden hervorragend eingefangen. Die Umgebungsgeräusche stechen nicht wirklich hervor, da sie sich dem dichten Soundtrack unterordnen. Für die Stimmung des Films ist das aber nicht wirklich ein Nachteil.

 

Bonusmaterial

Die Fülle an Bonusmaterial lässt sich, in Hinblick auf eine Amaray-Veröffentlichung, als okay bezeichnen. Herzstück ist dabei das knapp 40 minütige Interview mit Regisseur Christian Tafdrup, welches komplett in englisch mit deutschen Untertiteln vorhanden ist. Davon ab gibt es noch den Originaltrailer, sowie den deutschen Trailer zu Speak no Evil. Außerdem haben noch Trailer zu 3 weiteren Titeln aus dem Hause Plaion ihren Weg auf die Disc gefunden. Ein Wendecover wurde der Veröffentlichung auch spendiert.

Technische Details

2.40:1 (1080p)

Tonspuren

Deutsch DTS-HD MA 5.1
Dänisch DTS-HD MA 5.1

Untertitel

Deutsch

Bonusmaterial

– Interview mit Regisseur Christian Tafdrup
– Originaltrailer des Films
– Deutscher Trailer des Films
– Diverse Filmtrailer
– Wendecover

8 Gesamtwertung
Speak no Evil

Ein filmisches Brett von unseren nordischen Nachbarn. Durchweg clever erzählt, gipfelt das Werk in einem unfassbar bösem Ende, welches polarisiert und auch weiterhin polarisieren wird. Bild und Ton dieser Blu-ray sind absolut in Ordnung, nur beim Bonusmaterial hätte es etwas mehr sein dürfen.

Umsetzung
9.0
Story
10.0
Bildqualität
8.5
Tonspuren/ Tonqualität
8.0
Ausstattung/ Bonusmaterial
4.5
PROS
  • clevere, teils satirische Handlung, bei der der Humor allerdings im Halse stecken bleibt
  • durchweg hervorragende Darsteller
  • grandioser Soundtrack
  • ein extrem kontroverses Finale
CONS
  • recht wenig Bonusmaterial
  • Amaray-Cover meiner Meinung nach etwas "over the top"

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