[Review] Zwei Seiten Des Abgrunds (Serie)

[Review] Zwei Seiten Des Abgrunds (Serie)
8.5
Zusammenfassung: Eine starke und mutige, deutsche Krimi-Serie, bei der der Fokus auf den großartig geschriebenen Charakteren liegt. Ein paar Abzüge in der B-Note gibt es für das eine oder andere, ausbaufähige, Schauspiel, welches jedoch mit der Leistung von Anton Dreger fast schon wieder ausgeglichen wird.

Vorab: Da es die Serie bis jetzt (Stand: 07/23) leider nur als Stream gibt, werde ich entsprechend nur auf meine Sichtung auf SKY eingehen. Außerdem ist die Serie noch auf WOW und RTL+ zu sehen.

 

Deutsche Serien sind im Kommen

Serien aus hiesigen Lande hatten lange Zeit einen schweren Stand. Zumindest wenn man sich Abwechslung wünscht. Überwiegend wurde man mit Vorabend-Krimiserien gefüttert, welche aber dem immer gleichen Muster folgten. Seit einigen Jahren machen aber Prestigeobjekte wie Dark oder Babylon Berlin auf sich aufmerksam. Mich persönlich konnten auch kleinere Serien wie Weinberg begeistern. Ein weiterer interessanter Titel ist Zwei Seiten Des Abgrunds, über den ich viel Gutes gehört habe, und den ich euch jetzt vorstellen möchte.

 

Zwei Seiten Des Abgrunds

Protagonistin ist die Polizeibeamte Luise Berg (Anne Ratte-Polle), welche wir in den Anfangsminuten, bei einem Routineeinsatz, in einem Baumarkt begleiten. Am Ende des Einsatzes meint sie einen jungen Mann zu erkennen, den sie aus einer tragischen, gemeinsamen Vergangenheit kennt. Eine kurze Recherche gibt ihr Recht. Es handelt sich um Dennis (Anton Dreger), welcher als Teenager Luise´s Tochter Merle (Josephine Thiesen) getötet hat. Jetzt, 7 Jahre später, wird Dennis, wegen guter Führung, aus dem Gefängnis entlassen. Bei Luise schrillen alle Alarmglocken, da sie Dennis immernoch für extrem gefährlich hält. Doch ihre Warnungen finden kein Gehör. Das liegt vor allem daran, das die Beamtin seit dem Tod ihrer Tochter neben sich steht. Ihr Mann (Renato Schuch) hat sich von ihr getrennt und eine neue Familie gegründet. Ihre jüngere Tochter Josi (Lea van Acken) möchte nichts mehr von ihr wissen, und ihre Vorgesetzten halten sie für nicht glaubwürdig. Luise „ermittelt“ auf eigene Faust weiter, während Dennis bereits bei Josi anbändelt…

 

Der berühmte Blick in den Abgrund

Soweit haben wir es mit einer zwar spannenden, aber recht bekannten Ausgangssituation zu tun. Was dann aber in den 6 Folgen (a ca. 45 Minuten) folgt, ist für deutsche Verhältnisse sehr mutig. Das zu erwartende Katz- und Mausspiel nimmt Fahrt auf, aber die Erzählweise der Serie ist extrem interessant. Man nimmt sich nämlich viel Zeit um die einzelnen Charaktere zu beleuchten. Recht schnell wird klar was Dennis getan hat und auch weiterhin tut. Aber bei Zwei Seiten Des Abgrunds hat man es definitiv nicht mit dem berühmten Schema F zu tun. Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Täter und Opfer, all dies wird zu einer grauen Masse und kann nur schwer auseinander gehalten werden. Die Fronten sind recht schnell geklärt, aber das eigentlich interessante, nämlich die Hintergründe, eröffnen sich erst nach und nach. Und durch die hervorragend geschriebenen Charaktere entwickelt sich ein extrem spannender Sog, welcher in einem niederschmetternden Finale gipfelt. Hier muss ich Kristin Derfler einfach ein riesiges Lob aussprechen. Die gute Frau hatte nämlich die Idee zur Serie, sowie das Drehbuch geschrieben.

Ein ebenso großes Lob geht an Regisseur Anno Saul (Die Tür) und Kameramann Martin L. Ludwig, welche die ganze Szenerie hervorragend eingefangen haben. Der kühle Look der Serie erinnert dabei durchweg an die nordischen Verfilmungen eines Stieg Larsson oder Jussi Adler-Olsen Romans. Die Kamera fängt dabei teilweise atemberaubende Panoramen ein, während sie bei den intensiven Dialogen nahe bei den Charakteren bleibt. Hinzu kommt noch die passende Musik von Annette Focks, welche nie aufdringlich ist, aber die jeweilige Szene stets perfekt untermalt.

Etwas gemischtere Gefühle hatte ich jedoch bei einem anderen Punkt…

 

Die Darsteller:innen

In meinem Bekanntenkreis rede ich, vorsichtig formuliert, immer mal wieder vom „klassischen, deutschen Schauspiel“. Das bedeutet, das Überbetonen von Dialogen und gewissen Worten, sowie ein teilweise übertriebenes Gestikulieren. Bei solch einem Schauspiel habe ich selten das Gefühl einer greifbaren Figur zu folgen, sondern Schauspieler:innen, die versuchen eine Figur darzustellen. Die Immersion setzt im Grunde nicht ein. Und dies ist in dieser Serie bei einigen Schauspieler:innen der Fall. Bei Senita Huskic´und Ann-Kathrin Kramer ist es noch verschmerzbar, da sie lediglich in Nebenrollen zu sehen sind. Bei Anne Ratte-Polle wiegt das für mich aber schwerer, da sie eben die Protagonistin mimt. Und gerade in den ersten zwei Folgen ist ihr Spiel eben „klassisch, deutsch“. Ab der dritten Folge gibt sich das jedoch etwas und in der letzten Episode kann sie sogar richtig glänzen. Aber gerade am Anfang fällt es halt schwer, Zugang zu der Figur „Luise“ zu finden.

Schauspielerisch durchweg glänzen können jedoch Anton Dreger und Lea van Acken. Beide schaffen es durchweg ihre Figuren (Dennis und Josi) glaubhaft rüber zu bringen. Renato Schuch ist, als Luise´s Ex-Mann, zwar nur in einer Nebenrolle zu sehen, sein charismatisches Spiel ist aber ebenfalls über jeden Zweifel erhaben.  Anton Dreger möchte ich jedoch besonders hervorheben. Was der Kerl abliefert ist mehr als sehenswert. Wirklich jede Szene, in der seine Figur auftaucht, reißt er durch sein Spiel an sich. Ich kann für die Zukunft nur hoffen, dass er für weitere Projekte gebucht wird. In meinen Augen ist er ein absolutes Schauspieltalent aus deutschem Lande.

 

Fazit

Zwei Seiten Des Abgrunds ist eine spannende, dramatische und mutige, deutsche Mini-Serie, welche definitiv mehr Beachtung verdient hat. Vor der starken, internationalen Konkurrenz braucht sich dieses Projekt jedenfalls nicht zu verstecken. Ein paar Abzüge gibt es für manch eine, nicht immer geglückte, darstellerische Leistung. Unterm Strich aber eine klare Empfehlung von meiner Seite!

8.5 Gesamtwertung
Zwei Seiten Des Abgrunds

Eine starke und mutige, deutsche Krimi-Serie, bei der der Fokus auf den großartig geschriebenen Charakteren liegt. Ein paar Abzüge in der B-Note gibt es für das eine oder andere, ausbaufähige, Schauspiel, welches jedoch mit der Leistung von Anton Dreger fast schon wieder ausgeglichen wird.

Story
8.5
PROS
  • spannende, dramatische Handlung
  • audiovisuell super inszeniert
  • Lea van Acken und besonders Anton Dreger liefern eine hervorragende, schauspielerische Leistung ab
CONS
  • bescheidene schauspielerische Leistungen, von ein paar anderern Beteiligten, verhindern eine höhere Wertung

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2 Kommentare
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Gast
Ash
14. Juli 2023 18:59

Danke für den Tipp, da gibt es sicherlich bald ein gemeinsames Watching, wenn wir wieder rtl+ abonnieren, solche Miniserien sind immer willkommen :-)

Gast
tp-industries
15. Juli 2023 20:19
Antwort an  Ash

Gerne und hoffentlich gute Unterhaltung. :)

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