[Review] The Rising (Serie)

[Review] The Rising (Serie)
9.3
Zusammenfassung: Ein gekonnter Genremix mit einer interessanten Handlung und vielen frischen Ideen. "The Rising" hebt sich angenehm vom üblichen Serien-Einheitsbrei ab.

Vorab: Da es bis jetzt (Stand: Mai 2023) leider kein physisches Release von „The Rising“ gibt, bezieht sich diese Kritik auf einen Stream von Sky. Aktuell ist die Serie auch nur dort zu sehen.

 

Inhalt

Die Teenagerin Neve (Clara Rugaard) erwacht in einem See. Panisch schwimmt sie erst an die Wasseroberfläche und dann ans rettende Ufer. Sie weiß nicht wie sie in den See gelangt ist, oder was in der Nacht zuvor passiert ist. Auf ihren Weg durch den angrenzenden Wald vernimmt sie seltsame Geräusche, die sie zu verfolgen scheinen. Also rennt sie. Sie rennt durch den Wald, bis sie endlich ihr Haus erreicht, welches sich in einer kleine Gemeinde befindet. Sie versucht ihrer Mutter ihr Fernbleiben zu erklären, doch diese scheint sie zu ignorieren. Als Neve vor Wut eine Vase zerdeppert und diese einen Moment später wieder völlig intakt auf der Kommode steht dämmert es der Teenagerin. Sie ist gestorben. Letzte Nacht. Ebenso wird ihr bewusst, dass ihr Tod kein Unfall war. Jemand hat sie ermordet. Jemand aus der Gemeinde. Als ruheloser Geist versucht sie nun ihren eigenen Mord aufzuklären…

 

Zur Serie

Ich gebe zu, dass mich eine knappe Inhaltsangabe, seitens Sky, extrem angefixt hat. Zudem handelt es sich um eine Mini-Serie von 8 Folgen (a ca. 40 Minuten). Das heißt, dass die Handlung in sich abgeschlossen ist und man nicht Gefahr läuft an einen Cliffhanger zu geraten der, aufgrund einer eventuellen Absetzung, nie aufgeklärt wird.

Also startete ich die erste Folge und war direkt vom visuellen Stil, sowie der musikalischen Untermalung (Carly Paradis) gefesselt. Letztere besteht aus diversen Indie-Pop Stücken welche, je nach Stimmung der jeweiligen Szene, mal antreibend-pulsierend, mal melancholisch-niederschmetternd sind. Hinzu kommt ein mysteriös-trauriges Titellied, das zusammen mit optisch künstlerischen Bildern einen hervorragenden Vorspann bildet. Visuell bekommt man coole Kamerafahrten präsentiert, die die beschaulichen Ecken Englands (wo die Serie auch gedreht wurde) wunderschön hervorhebt. Aber auch spektakuläre Aufnahmen, wie die eines anfänglichen Motocross-Rennens, zeugen vom Können der Macher. Audiovisuell können Eigenproduktionen von Sky definitiv glänzen. Allerdings stolpern die Serien hin und wieder über inhaltliche Schwächen (wie man bei meiner Kritik zu „The Lazarus Project“ nachlesen kann). So konnten mich die Bilder und der Sound anfangs wirklich beeindrucken, dennoch hatte ich leise Zweifel bezüglich der inhaltlichen Qualität. Diese wurden jedoch von Folge zu Folge zerstört, denn „The Rising“ hat für mich fast durchweg abgeliefert.

Denn die interessante Grundhandlung zieht ab Episode 3 ordentlich an und kann die Spannung bis zum Ende halten. Alle Thriller-Freunde werden auf ihre Kosten kommen. Durch die Tatsache, dass Neve als Geist ihren eigenen Tod auf dem Grund geht, kommt auch eine schöne Mystery-Komponente dazu. Diese wird im Verlauf noch mit ein paar cleveren Twists gewürzt, welche ich aber an dieser Stelle nicht spoilern möchte. Ebenso folgen wir als Zuschauer:in auch Neve´s Eltern Tom (Matthew McNulty) und Maria (Emily Taaffe) bei ihrer Trauerbewältigung, wobei auch Neve mit der Akzeptanz ihres Zustandes erstmal klarkommen muss. Entsprechend sind auch viele Drama-Elemente enthalten. Die Kleinstadt selbst besteht aus etlichen, super geschriebenen, Nebenfiguren wie Neve´s Freund Joe (Solly McLeod), Neve´s Freundin Alex (Nenda Neururer) oder William (Nicholas Leaves), welcher den örtlichen Motocross-Club leitet und in der Gemeinde eine Menge Einfluss zu haben scheint. Durch einen hohen Fokus auf diese Gemeinde und ihren Charakteren schwimmt auch immer eine Prise „Twin Peaks“ mit.

Und all diese Faktoren greifen super ineinander. Die Krimi-Handlung wird durchweg spannend und plausibel erzählt. Durch die Charaktertiefe sitzen auch die Drama-Passagen, welche bei euch den einen oder anderen Kloß im Hals verursachen könnten. Auch die Mystery-Elemente funktionieren prima. Sie streifen öfters mal die Schwelle zum Horror, auf (für dieses Setting) störende Jumpscares wird aber verzichtet. Viel mehr setzt der Horror schleichend durch Andeutungen und die hervorragende Inszenierung ein. Man könnte, wenn man wollte, das ein oder andere Logikloch anbringen. Durch die übernatürlichen Bestandteile werden diese aber im Grunde entkräftet. Man muss die Tatsache, dass Neve nicht mehr lebt aber eben auch als solche ansehen.

Dies alles funktioniert allerdings nur mit einem guten Cast. Und auch hier hat man geklotzt. Durchweg alle Darsteller liefern eine gute bis extrem starke Leistung ab. Besonders hervorheben möchte ich aber Clara Rugaard, Matthew McNulty und Nenda Neururer, welche mich mit ihren Darstellungen komplett weggehauen haben. Dass man hauptsächlich auf weniger bekannte, und dadurch frische Gesichter gesetzt hat erweist sich hierbei auch als Geniestreich.

Bei all der Euphorie muss ich aber dennoch einen kleinen Kritikpunkt anbringen. Gerade die ersten 2 Episoden empfand ich als ein bisschen zäh. Man bekommt klassisch die Grundhandlung, sowie die wichtigsten Charaktere präsentiert. Aber irgendwie wollte der Funke bei mir anfangs nicht überspringen. Das mag aber jeder anders bewerten. Vielleicht sind die ersten Folgen wirklich etwas behäbig, vielleicht hatte ich auch nur einen schlechten Tag. Wie immer gilt: Entscheidet selbst!

 

Fazit

„The Rising“ schafft es durchweg zu unterhalten. Dabei ist die Serie so viel mehr als bloß die Jagd nach einem Mörder. Die sehr guten Charakterprofile erlauben es, dass man sich in jede Person hineinversetzen kann, denn jede Person hat eine Vergangenheit. Man kommt auf Dauer nicht drumherum seine Einstellungen zu den diversen Bewohnern zu hinterfragen und anzupassen. Dadurch wird eine fast schon lebendige Welt erzeugt. Man leidet und fühlt mit allen mit. Verdrängte Traumatas, Familientragödien oder fehlinterpretierte Traditionen sind einige der Themen. Stereotyp wird nicht gedacht und auch niemand dargestellt. Sämtliche Auflösungen sind dabei logisch und nachvollziehbar. Unterm Strich ist dieser gelungene Genre-Mix mit nichts wirklich vergleichbar. Am ehesten fühlte ich mich an die geniale Videospiel-Reihe „Life Is Strange“ erinnert. Am Ende hat „The Rising“ aber etwas ganz eigenes erschaffen. Es ist eine Serie die Mut für neue Ideen bewiesen hat und dadurch auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit verdient. Mein persönliches Prädikat: Unbedingt sehenswert!

9.3 Gesamtwertung
The Rising

Ein gekonnter Genremix mit einer interessanten Handlung und vielen frischen Ideen. "The Rising" hebt sich angenehm vom üblichen Serien-Einheitsbrei ab.

Story
9.0
Bild
9.5
Ton
9.5
PROS
  • interessante Handlung
  • unverbrauchtes Konzept
  • starke Darstellerleistungen
  • tiefsinnige Charakterzeichnungen
CONS
  • anfangs etwas zäh

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2 Kommentare
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Gast
Ash
10. Mai 2023 13:30

Auch hier ein gekonnt vorgestellter Tip, den ich mal vormerke, wenn ich sky wiederhabe, oder wow heißt das jetzt ja glaube. Aktuell kommt aber erst mal wieder disney+ zum durchschauen, ich warte immer ab und schau dann, was sich alles so angesammelt hat;-) Von daher werde ich in Rising auch reinschauen:-)

Gast
tp-industries
10. Mai 2023 17:13
Antwort an  Ash

Auch hier danke ich dir!
Diese Serie könnte tatsächlich etwas für dich sein. Mal reinzuschauen ist also nicht die schlechteste Idee! :)

Sky heißt allerdings weiterhin Sky. Mir ist aber auch aufgefallen, dass WOW oftmals in diesem Zusammenhang genannt wird. Inwiefern beides zusammengehört entzieht sich aber meiner Kenntnis.

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