[Review] Der Fluch des Kuckucks (Stream)

[Review] Der Fluch des Kuckucks (Stream)
1.8
Zusammenfassung: Ein mitunter grotesker Horrortrip, welcher durch sein durchdachtes und komplexes Drehbuch aus der Masse hervorsticht. Die standardisierte Inszenierung kostet allerdings Punkte. Unterm Strich aber ein absolut empfehlenswerter Film!

Vorab: Der Vorab-Stream zu Der Fluch des Kuckucks wurde uns freundlicherweise von Alamode Films zur Verfügung gestellt. Wie immer hat das keinen Einfluss auf die Kritik. Ab dem 22.02.2024 ist der Streifen dann auch als limitiertes Mediabook regulär erhältlich.

 

Inhalt

Die hochschwangere Geburtshelferin Anna (Belén Cuesta) ist frustriert. Ihr Freund Marc (Jorge Suquet) hat nur seine Arbeit im Kopf und geht nicht auf die Gefühle und Strapazen seiner schwangeren Freundin ein. Ein Kurzurlaub soll die Beziehung stärken und für Entspannung sorgen. Anna denkt da an eine neue Form des Urlaubs. Hierbei wird die Wohnung mit einer anderen Familie getauscht. Auf einer Internetplattform, für diese Art Urlaub, wird das spanische Paar fündig. Dabei handelt es sich um ein riesiges, modernes Haus des deutschen Paares Olga (Hildegard Schroedter) und Hans (Rainer Reiners). Schnell noch die positiven Rezenssionen gecheckt und schon ist der Urlaub gebucht. Am Flughafen treffen die Paare aufeinander und es kommt zur Schlüsselübergabe. Dabei fällt Anna und Marc das zwar freundliche, aber auch etwas schrullige Verhalten des älteren Paares aus dem Schwarzwald auf. Die leichten Zweifel verfliegen, als das junge Paar an dem riesigen Domizil ankommt. Alles ist modern, sauber und luxuriös. Nach einiger Zeit bemerken die Beiden aber, dass etwas am Aufbau der Räume nicht stimmt. Und auch Marc´s Verhalten wird zunehmend seltsamer…

 

Was ist das denn für ein Film?

Das habe ich mich gefragt, als ich mir vorab den Trailer zu dem Streifen angeschaut habe. Und hier muss ich mal ein Lob an die Macher des Trailers aussprechen. Denn in der knappen Minute wird man zwar angefixt, kann aber am Ende trotzdem nicht einschätzen, um was für eine Art Film es sich nun handelt. Bei den vielen Trailern die gefühlt den halben Film vorwegnehmen, ist das mal eine wahre Wohltat!

Aber auch wenn man den knapp 100 Minuten langen Streifen startet, fällt einem die Einordnung anfangs schwer. Man bekommt die angespannte Beziehung von Anna und Marc, inklusive nachvollziehbarer Ansichten und Dialoge mit, was für ein Beziehnungsdrama spricht. Mit der Begegnung des deutschen Paares, sowie dem Beziehen deren Hauses, wird die Handlung dann zunehmend mysteriöser. Und in der weiteren Entwicklung nimmt dann auch der Horrorpart immer mehr Einzug.

Hier sind dann auch mehrere Genre-Wege erkennbar. Das Anna schwanger ist, ist für die Handlung natürlich nicht irrelevant. Auch die Beziehungskrisen schaffen Raum für spannende Szenen, welche man beim Horror einordnen kann. Hinzu kommt noch die interessante Grundsituation. Beim „Home Invasion“ – Genre (eine Unterart des Horrorfilms) wird ja mit dem Eindringen einer Gefahr in die eigenen vier Wände gespielt. Dem Verlust des eigenen, sicheren Bereiches wenn man so will. Bei Der Fluch des Kuckucks wird diese Basis im Grunde freiwillig, im beiderseitigen Einverständnis, gemacht. Aber auch andere Punkte, wie diverse urbane Legenden oder die Bedeutung des Kuckucks für die Natur, finden ihren Platz in der komplexen Handlung.

 

Zu viele Andeutungen und Handlungsstränge?

Home-Invasion, Beziehungsterror, der Horror der Schwangerschaft, urbane Legenden? Schnell muss man an den Spruch mit den Köchen und den Brei denken! Zunächst möchte ich festhalten, dass die Handlung (wie im vorherigen Absatz erwähnt) zwar komplex ist, man ihr aber trotzdem gut folgen kann. Die Komplexität resultiert eher aus der Fülle an Themen. Die Handlung selbst verläuft chronologisch. Und wenn man aufmerksam ist, erklärt sich auch alles.

Die Sache ist nur die, dass man oftmals mächtig auf die Fresse fallen kann, wenn man in seiner Handlung zu viele Elemente einbaut. Der Fluch des Kuckucks schafft aber das Kunststück alles harmonisch zusammenfließen zu lassen! Das Drehbuch von Roger Danés und Alfred Pérez ist durchweg durchdacht und sinnig. Wenn man am Ende des Films den Streifen Revue passieren lässt merkt man, wie clever die einzelnen Elemente miteinander verknüpft sind. Dabei verläuft die Handlung auch auf mehreren Ebenen. Mal ist sie dramatisch, mal emotional. Sie lädt zum gruseln ein, ist aber auch spannend. Mitunter gibt es recht groteske Szenen und einen subtilen schwarzen Humor zu bestaunen. Dabei wird auch über die komplette Laufzeit mit den Erwartungen des Zuschauers gespielt. Klare Pfade werden plötzlich verlassen, man positioniert sich als Zuschauer neu und wartet unterm Strich auf die nächste Abbiegung. Die Grundhandlung ist dabei nie bahnbrechend. Es ist das gekonnte Spiel aus den vielen Versatzstücken, was den Film am Ende deutlich über den Durchschnitt hebt!

Die darstellerischen Leistungen können sich hier auch durch die Bank weg sehen lassen. Besonders hervorheben möchte dabei die Leistungen von Jorge Suquet (Marc) und Hildegard Schroedter (Olga). Beide Charaktere machen storybedingt die größte Wandlung durch und beide Akteure glänzen dabei in ihren Darstellungen!

 

Abzüge in der Umsetzung

Bei der audiovisuellen Umsetzung muss ich allerdings ein paar Punkte abziehen. Egal ob es die musikalische Untermalung (Diego Navarro) oder die Bilder sind. In Anbetracht der teils grotesken Szenen und der Komplexität der Handlung, ist mir das alles etwas zu standardisiert und brav. Versteht mich nicht falsch, die Musik ist schon solide und die Umgebung sehr schön eingefangen. Aber bei einer derartigen Drehbuch-Vorlage bieteten sich ein paar Mindfuck-Szenen regelrecht an. Hier hätte ich mir ein paar Kameraspielereien, vielleicht sogar mit dem Einsatz von Farbfiltern gewünscht. Ebenso hätte man den Score intensiver und zermürbender gestalten können. Regisseurin Mar Targarona hat hier leider wenig Mut bewiesen und ist in der Inszenierung auf Nummer sicher gegangen.

Am Ende steht und fällt der Streifen mit dem grandiosen Drehbuch und den durchweg guten Darstellern. Wer einen überraschenden und inhaltlich wilden Horror-Ritt erleben möchte, macht mit Der Fluch des Kuckucks nichts verkehrt!

7 Gesamtwertung
Der Fluch des Kuckucks

Ein mitunter grotesker Horrortrip, welcher durch sein durchdachtes und komplexes Drehbuch aus der Masse hervorsticht. Die standardisierte Inszenierung kostet allerdings Punkte. Unterm Strich aber ein absolut empfehlenswerter Film!

Umsetzung
6.0
Story
8.0
PROS
  • komplexes und cleveres Drehbuch
  • gute Darstellerleistungen
  • wilder, aber immer nachvollziehbarer Genremix
  • spielt gekonnt mit den Erwartungen der Zuschauer
CONS
  • Inszenierung zu mutlos

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2 Kommentare
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Gast
Ash
5. Februar 2024 23:29

clevere Drehbücher finde ich immer gut, danke, werde ich eine Chance geben:-)

Collectors-Junkies
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