[Review] Evil Dead Rise

[Review] Evil Dead Rise
8.7
Zusammenfassung: Der neueste Beitrag der "Evil Dead"-Reihe überzeugt mit klassischen Zutaten, gepaart mit neuen Ideen. Sowohl Fans der Reihe, als auch Freunde des harten Horrorfilms, sollten hier definitiv auf ihre Kosten kommen.

Inhalt

Beth (Lily Sullivan) besucht seit langer Zeit mal wieder ihre Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) und deren Kinder, in einem baufälligen Wohnkomplex in Los Angeles. Dies macht sie aber nicht ohne Grund, denn sie hat ein kleines Problem, welches sie ihrer Schwester anvertrauen möchte. Bevor es dazu kommt erschüttert ein kurzes, aber heftiges, Erdbeben das kleine Familientreffen. Besagtes Erdbeben reißt ein Loch in das Kellergewölbe und legt dabei das Necronomicon (Das Buch der Toten) frei, welches Ellie´s Kinder finden. Eines der Kinder, der Teenager Danny (Morgan Davies), fängt an das Buch zu inspizieren. Schnell merkt er, dass er das Necronomicon besser nie angerührt hätte. Denn eine dämonische Macht fällt über den Wohnkomplex her und Mama Ellie beginnt als Erste sich äußerst merwürdig zu verhalten.

 

Evil Dead – Eine kleine Retrospektive

Es war das Jahr 1981, als ein kleiner „No-Budget“-Streifen für Aufsehen sorgte. „Evil Dead“ machte vor allem durch seine Gewaltdarstellung von sich reden. Vor allem Deutschland traf es hart, denn „Tanz der Teufel“ (wie er bei uns heißt) wurde bei uns, in der ungeschnittenen Fassung, sogar beschlagnahmt. Dabei waren aber nicht nur die Goreszenen beeindruckend, sondern auch die Art und Weise wie die Atmosphäre erzeugt wurde. Geld stand quasi nicht wirklich zur Verfügung. Der damals noch unbekannten Regisseur Sam Raimi (Darkman, Spider-Man) konnte aber schon mit einer unglaublichen Kreativität, einer stark ausgeprägten Filmleidenschaft und einem Improvisationstalent glänzen. Heraus kam ein wegweisender Horrorfilm, welcher bis heute noch viele Werke beeinflusst. Bei den nachfolgenden Teilen „Tanz der Teufel 2“ (1987) und „Armee der Finsternis“ (1992) führte Raimi ebenfalls Regie. Diesen Teilen merkte man aber deutlich an, dass der Gewaltgrad zurückgeschraubt, dafür aber der Humor (in Form von teils herrlich groteskem Slapstick) nach oben gedreht wurde. Nebenbei machten diese 3 Filme den Hauptdarsteller Bruce Campbell zu einem Kult-Star. Dann war in der Reihe erstmal lange Funkstille. 2013 gab es dann das Reboot „Evil Dead“. Sam Raimi war zwar als Regisseur nicht mehr an Bord, er übernahm aber zusammen mit Bruce Campbell die Produktion. Die Regie ging an Fede Alvarez. Und das Reboot hat für mich super funktioniert. Der Humor wurde auf ein Minimum reduziert, dafür gab es Gewalt in einem fast schon epischem Ausmaß. Man machte aber nicht den Fehler und erzählte die Geschichte des Originals nochmal. Eigene Ideen, was Handlung und Atmosphäre betrifft, konnte das Reboot für sich verbuchen. Weitere 2 Jahre vergingen und die 3 Staffeln umfassende Serie „Ash vs. Evil Dead“ wurde auf die Menschheit losgelassen. Diese bot garstige Goreeffekte, welche mit absolut makaberen Humor gewürzt wurde. Das alles wurde auf den Hauptdarsteller Bruce Campbell zugeschnitten, der eine sehr sehenswerte und unterhaltsame Performance hinlegt. Summa Summarum ist die „Evil Dead“-Reihe für mich, im Gegensatz zu den ganzen Freddy, Michael und Jason-Filmen, eine Horrorfilmreihe, welche durchweg gut unterhält und nicht einen wirklichen Totalausfall zu verbuchen hatte. Die wichtigste Frage ist also: Bricht „Evil Dead Rise“ jetzt damit?

 

Evil Dead Rise

Definitiv nicht! Soviel kann ich schonmal sagen. Aber wie ordnet man den neuesten Ableger, gerade im Vergleich zu den bisherigen Teilen, ein? Nun, im direkten Vergleich zum 2013er Reboot gibt es wieder mehr, vor allem schwarzen, Humor. Dieser driftet allerdings nie in die Albernheiten (ist positiv gemeint) eines „Armee der Finsternis“ ab.

Die Gorefraktion unter euch bekommt auch ordentlich was geboten. Die Effekte sind überwiegend handgemacht, kreativ, fies und vom Härtegrad mit dem Reboot vergleichbar. Und 6500 Liter Kunstblut sprechen hierbei auch eine deutliche Sprache!

Aber reicht das um noch in irgendeiner Form zu glänzen? Natürlich nicht! Der bisherige Output hatte bisher immer neue Ideen zu bieten und betreibte nicht nur stupide irgendeinen Fanservice. Zyniker könnten jetzt anmerken, dass man das Szenario lediglich von der Hütte im Wald in ein marodes Hochhaus in der Großstadt verlegt hat. Damit würde man es sich aber zu einfach machen.

Gut, die Story gibt jetzt nicht viel her und einen wirklichen Handlungstwist braucht man nicht erwarten. Spannung wird dennoch erzeugt, da man in diesem Teil nie wirklich voraus ahnen kann, wer das nächste Opfer ist. Soviel sei gesagt, niemand ist sicher!

Den frischen Wind bringt am Ende tatsächlich die Inszenierung des ganzen Gekröses. Sam Raimi und Bruce Campbell waren als Produzenten wieder am Start. Die Regie ging dieses Mal an Lee Cronin (The Hole In The Ground), welcher auch das Drehbuch verfasste. Und Cronin schaffte, über weite Strecken, das Kunststück den bisherigen Teilen (sowie einigen anderen Horrorklassikern) Tribut zu zollen, und dennoch eigene und frische Ideen zu verwirklichen. Als Beispiel sei hiefür eine Aneinanderreihung von Goreszenen genannt, welche fast ausschließlich durch einen Türspion zu sehen sind. Visuell war das für mich im Kino eine unfassbar geile Szene. Aber auch Cronin´s Spiel mit Kameraeinstellungen, wie das Anpassen der Schärfe um das Sichtfeld des Zuschauers zu manipulieren, sind absolut sehenswert.

Getoppt wird das aber noch vom Sound. Leute glaubt mir, akustisch drückt euch „Evil Dead Rise“ ordentlich in den Kinosessel! Dabei wird auf einen klassischen, musikalischen Soundtrack nahezu vollständig verzichtet. Man bekommt lediglich sämtliche Variationen von Wummern, Grollen und Dröhnen um die Ohren gehauen. Diese Soundeffekte vibrieren regelrecht in eurem Körper und tragen passend zur düsteren Stimmung des Streifens bei.

Schauspielerisch bekommt man hauptsächlich von den beiden Protagonistinnen etwas geboten. Lily Sullivan (Jungle) mimt hier das „Final Girl“ absolut überzeugend. Von panisch bis rebellisch trifft sie alle Emotionen auf den Punkt und sorgt dafür, dass man mit ihr mitfiebert. Alyssa Sutherland (Vikings) ist allerdings ein absoluter Glückgriff. Sie legt als Dämonen-Mami eine extrem sehenswerte Spiellaune an den Tag. Man merkt der guten Frau an, dass sie einfach Bock hatte mal so richtig die Sau rauszulassen!

Für die Fans der Reihe sind im übrigen einige coole Anspielungen zu finden. Aber auch wenn man noch nie einen „Evil Dead“-Film gesehen hat kommt man hier gut rein. Denn der aktuelle Ableger knüpft an keinen Vorgänger an und steht für sich.

Ein paar Kritikpunkte gibt es von meiner Seite allerdings auch. Die deutsche Synchronisation ist zwar kein Totalausfall, aber dennoch im besten Fall durchschnittlich. Daran sind aber nicht die Macher des Films schuld. Ein paar Nebencharaktere sind so eindimensional, dass sie zu schnell als Kanonenfutter zu erkennen sind. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau. Etwas anders sieht es da bei einem Nebenplot aus. Denn „Evil Dead Rise“ startet nicht direkt mit Los Angeles, sondern mit drei anderen Charakteren im Wald. Dort gibt es einen trashigen, ca. 5 Minuten langen, Opener zu sehen. Nach dem Finale wird dieser Opener nochmals aufgegriffen und ein Bogen gespannt. Dieser Bogen ist aber, selbst für „Evil Dead“ Verhältnisse, absolut unlogisch und in der Endkonsequenz völlig unnötig. Das zerstört den Film zwar nicht nachhaltig, fiel mir aber unangenehm auf. Es wäre besser gewesen diese Nebenhandlung einfach wegzulassen.

 

Fazit

Der neueste Ableger aus dem „Evil Dead“-Universum macht in meinen Augen vieles richtig. Die Goreeffekte sitzen, der pechschwarze Humor lockert auf. Frische Ideen halten sich zusammen mit Genre-Hommagen angenehm die Waage. Aufgrund des sinnfreien Nebenplots gibt es Abzüge in der B-Note, unterm Strich bleibt der Streifen aber ein harter und unterhaltsamer Horrorfilm der wieder einmal bewiesen hat, dass von dem Franchise offenbar kein schlechter Film zu erwarten ist.

8.7 Gesamtwertung
Evil Dead Rise

Der neueste Beitrag der "Evil Dead"-Reihe überzeugt mit klassischen Zutaten, gepaart mit neuen Ideen. Sowohl Fans der Reihe, als auch Freunde des harten Horrorfilms, sollten hier definitiv auf ihre Kosten kommen.

Story
8.0
Bild
8.0
Ton
10.0
PROS
  • harte, überwiegend handgemachte Goreeffekte
  • pechschwarzer Humor
  • Hauptdarstellerinnen in Spiellaune
  • klasse Inszenierung mit einigen frischen Ideen
CONS
  • sinnloser Nebenplot
  • durchschnittliche deutsche Synchronisation

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4 Kommentare
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Gast
Maverick
10. Mai 2023 15:29

Ich persönlich finde, dass der Film eine 7.5 – 8 / 10 ist. Hab mir einfach mehr von allem gewünscht. Der Nebenplot wird wahrscheinlich die Fortsetzung wieder aufgreifen. Fühlte sich zumindest zum Schluss so an.

Gast
tp-industries
10. Mai 2023 17:09
Antwort an  Maverick

Nunja, mit 7,5 – 8 Punkten bist du gar nicht mal so weit von mir entfernt. Die 8,7 Punkte ergeben sich durch den hervorragenden Sound im Kino, weswegen ich da die 10 Punkte vergeben habe. Wenn man das ausklammert, liegt der Film bei mir auch „nur“ bei 8 Punkten.
7,5 – 8 Punkte sprechen auch für einen guten Film! :)

Klar erfindet „Rise“ das Rad nicht neu. Aber das was er macht, macht er mehr als ordentlich. Zumindest in meinen Augen.

Ich danke dir auf jeden Fall für deine Meinung!

Gast
Ash
10. Mai 2023 13:26

Sehr schön, vielen Dank für das aktuelle Review zu Evil Dead Rise, den ich leider erst auf Scheibe genießen werden kann, aber ohne zu viel zu verraten, machst du mir den Mund wässrig. Die dt. Synchro vom „Remake“ war ja auch schon nicht so dolle, egal:-)

Gast
tp-industries
10. Mai 2023 17:03
Antwort an  Ash

Ich danke dir!
Als einzig wahrer Ash ist das Ding für dich im Grunde Pflichtprogramm! ;)
Was die Synchronisation angeht, kannst du auf Scheibe immerhin den O-Ton auswählen. Das blieb mir im Kino verwehrt. :)

Collectors-Junkies
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